- Politik
- Arzt Manfredo Jürgensen Caesar
Deutsch-Chilenischer Diktaturscherge
Der Arzt Manfredo Jürgensen Caesar will nach Deutschland flüchten
Fürs Erste ist der Plan gescheitert: Der deutsch-chilenische Arzt Manfredo Jürgensen Caesar besitzt neben der chilenischen auch die deutsche Staatsangehörigkeit und wollte sich in Deutschland vor Strafverfolgung retten, da deutsche Staatsangehörige hierzulande nicht an Staaten außerhalb der EU ausgeliefert werden. Wieder war es die argentinische Polizei, die einen verurteilten Diktaturverbrecher vor der Ausreise nach Deutschland abfängt. Bereits am Samstag wurde Jürgensen am Flughafen Ezeiza von Buenos Aires verhaftet, als er mit einem deutschen Pass in einer Lufthansa-Maschine nach Frankfurt am Main fliegen und sich damit der Justiz entziehen wollte.
Der Oberste Gerichtshof Chiles hatte Jürgensen im Januar 2023 wegen Beteiligung am Mord an Federico Álvarez Santibañez rechtskräftig zu acht Jahren Haft verurteilt. Der Lehrer Álvarez Santibañez gehörte der Mir (Bewegung der Revolutionären Linken) an. Am 15. August 1979 wurde er vom chilenischen Geheimdienst CNI verhaftet, als er Flugblätter gegen die Diktatur verteilte. Er wurde tagelang gefoltert und starb am 21. August 1979. Während der Haft und der Folterungen überwachten Ärzte der CNI seinen Gesundheitszustand und bescheinigten, er befinde sich bei guter Gesundheit. Einer dieser Ärzte war Manfredo Jürgensen. 1986 wurde Jürgensen wegen seiner Funktion als Arzt der CNI und seiner Rolle bei Folterungen zwar aus der Ärztekammer (Colegio Médico) ausgeschlossen, konnte aber weiter als Arzt praktizieren.
In Chile wurde er Mitte Januar als flüchtig eingestuft, nachdem seine Verteidigung eine Reihe von Verzögerungstaktiken versucht hatte. Die chilenische Justiz will von Argentinien die Auslieferung von Jürgensen beantragen, damit er seine Haftstrafe verbüßen kann. So könnte verhindert werden, dass Deutschland einmal mehr zu einem Rückzugsgebiet für Diktaturverbrecher und Führungsangehörige der deutschen Sektensiedlung Colonia Dignidad würde, die auch die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.