- Kommentare
- Die Linke
Sahra Wagenknecht: Wer spaltet hier?
Jana Frielinghaus zur Kritik am Bundesvorstand der Linkspartei
»Haltet den Dieb – er hat mein Messer im Rücken!« So ließe sich das Vorgehen der Gefolgsleute von Sahra Wagenknecht zusammenfassen. Sie halten dem Linke-Vorstand »Spaltung« der Partei vor, nachdem dieser an die Politikerin und ihre Unterstützer appelliert hat, ihre Mandate abzugeben, sofern sie ein Konkurrenzprojekt zur Linken weiter vorantreiben wollen. Wenn ein Appell an Fairness als »Säuberung« oder »Putsch von rechts« diffamiert wird, ist das letztlich nur ein dreistes Ablenkungsmanöver vom eigenen Agieren.
Befremdlich ist es, dass selbst Mitglieder der Führung der Bundestagsfraktion die Parteispitze des unsolidarischen Agierens bezichtigen, nur weil sie die Einhaltung selbstverständlicher Anstandsregeln einfordert. Wenn die Kovorsitzende der Fraktion zugleich kein Wort über das jahrelange unsolidarische Agieren Wagenknechts verliert, hat ihr Statement eine Unwucht. Zumal vom Fraktionsvorstand bislang auch keine Positionierung zu deren wiederholten Ankündigungen bekannt ist, erst zum Jahresende zu entscheiden, ob sie eine neue Partei gründen will.
Auch die Dauerpräsenz Wagenknechts in konservativen Medien und etwa ihre grundsätzliche Zustimmung zum EU-Kompromiss, der das Asylrecht weiter aushöhlt, sind der Fraktionsspitze keine Erwähnung wert. Stattdessen fordert sie Solidarität mit einer Politikerin, die sich seit mehr als fünf Jahren öffentlich und eben nicht intern und solidarisch mit Schmähungen der eigenen Partei profiliert. Ja: Wenn Wagenknecht und andere die Linksfraktion verlassen, könnte sie den Fraktionsstatus verlieren. Daran wäre dann aber eben nicht der Parteivorstand schuld, sondern jene, für die Die Linke zwar ein hoffnungsloser Fall ist, die ihre über deren Landeslisten gewonnenen Mandate jedoch als ihren persönlichen Besitz betrachten.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.