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Letzte Generation: Mit Reichen gegen den Klimawandel
Olivier David über Aktionen der Letzten Generation gegen Reiche
Kürzlich haben Aktivist*innen der Letzten Generation am Flughafen Westerland auf Sylt einen Privatjet mit Farbe markiert. Keine zwei Tage später besprühten Aktivist*innen derselben Gruppe die Bar des Luxushotels Miramar, ebenfalls auf Sylt. Dahinter steht eine Kurswende der Gruppe, die nach bundesweiten Straßenblockaden und Ermittlungen wegen des Verdachts auf Bildung einer kriminellen Vereinigung kaum noch auf Sympathie aus großen Teilen der Bevölkerung rechnen kann.
In der Linken werden die Angriffe auf Symbole des Reichtums, wenig überraschend, überwiegend positiv bewertet. So schreibt beispielsweise die Initiative »Wer hat, der gibt« auf Twitter: Der Fokus auf die Auswirkungen des Lifestyles der Reichen auf das Klima sei sinnvoll. Auch im »nd« wird die Verbindung von Klassen- und Klimakampf der Gruppe wohlwollend gewürdigt, denn: »Wer mehr Geld hat, verbraucht mehr Energie und Ressourcen.« Soweit so richtig.
Nun hat allerdings die »Zeit« Einblick in die Finanzierung verschiedener Klimagruppen erhalten – und stellt fest, dass ein Teil der Spenden, die Klimagruppen wie die Letzte Generation bekommen, aus dem »Climate Emergency Fund« stammen. Eben dieser Fonds wird durch zahlreiche Millionär*innen aus dem Silicon Valley unterstützt. Die Letzte Generation soll im Jahr 2022 laut »Zeit« 50 000 Euro aus dem Fonds erhalten haben.
Auch hier könnte man noch argumentieren, dass es gut sei, wenn die Menschen, die – ob durch ihren C02-Verbrauch oder ihren Beruf – die Erderwärmung maßgeblich beschleunigen, an ihrer Bekämpfung teilhaben. Die haben es ja auch verbockt.
In der Realität gibt es jedoch keine selbstlosen Millionäre. Ihre Agenda deckt sich zwangsläufig, so progressiv sie auch daherkommen mag, nicht mit der Agenda jener Menschen, die zuerst vom Klimawandel betroffen sein werden.
Die Sache mit der Finanzierung von Klimaaktivismus durch Reiche hat neben der Gefahr der Vereinnahmung aber noch einen anderen Haken. In der Stiftungssatzung des Klimafonds heißt es, das Geld der Stiftung darf nur für legale Aktivitäten verwendet werden. Der Fonds habe der Letzten Generation eine Anschubfinanzierung gegeben. Es könnte also sein, dass der Aktivismus der Aktivist*innen gegen die Satzung des Fonds verstößt, der sie mitfinanziert. Ob der Fonds die Finanzierung der Letzten Generation nun einstellt, werden die kommenden Wochen und Monate zeigen.
Überdies gibt es eine Menge Überschneidungen zwischen dem reformistischen Anliegen der Letzten Generation und der Agenda progressiver Multimillionäre, deren Kampf gegen den Klimawandel das eigene Wohl im Kopf hat und nicht das Wohl aller. Linke Bewegungen tun gut daran, an einer Idee der Bekämpfung des Klimawandels zu arbeiten, die sich nicht vom Kapital einhegen lässt, sondern die die Interessen der Armen und Marginalisierten vertritt.
In einem anonymen Brief, veröffentlicht auf der linken Plattform Indymedia, wird der Letzten Generation vorgeworfen, dass die Begriffe Solidarität und Hilfe für die Aktivist*innen eine Einbahnstraße seien: Einseitig bedienten sie sich in der Vergangenheit Solidaritäts- und Antirepressionsstrukturen, so die Kritik. Selbst wenn die Aktivist*innen ihr Verständnis von Solidarität hinterfragen: Die Interessen Armutsbetroffener stehen dem Anliegen – selbst progressiver – Millionär*innen diametral gegenüber. Wer reich ist und fürs Klima kämpft, der will kosmetische Verbesserungen – und nicht die Abschaffung des Kapitalismus, der ihn – oder sie – reich gemacht hat. Die Waldbrände in Deutschland und anderswo, die exponentielle Erhitzung der Meere aber rufen: Für einen Kampf gegen den Klimawandel, der seine Wurzeln nicht bekämpft, haben wir schlicht keine Zeit.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
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