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Hildburghausen: Linker unterliegt gegen Konservativen
Hildburghausen hat einen neuen, »neutralen« Bürgermeister
In Hildburghausen hat in der Stichwahl für das Amt des Rathauschefs am Sonntag der parteilose Patrick Hammerschmidt gewonnen. Er setzte sich gegen seinen politisch linken, aber ebenfalls parteilosen Herausforderer Florian Kirner durch. Auf Hammerschmidt entfielen 58 Prozent der abgegebenen Stimmen, auf Kerner 42 Prozent.
Hammerschmidt ist bereits Mitglied des Stadtrats. Er gehört zur Fraktion Pro HBN, einer CDU-Abspaltung. Vor zwei Wochen hatte er 45,1 Prozent der Stimmen erhalten, Kirner war auf 37,2 Prozent gekommen. Der in München geborene Veranstaltungsmanager ist als Musiker überregional bekannt.
9300 Wahlberechtigte waren in der Kreisstadt in Südthüringen aufgerufen, ihre Stimme abzugeben. Die Wahlbeteiligung lag mit 49,5 Prozent etwas jener im ersten Wahlgang.
Bei der Wahl handelte es sich um eine außerplanmäßige, weil der bisherige Amtsinhaber Tilo Kummer (Linke) im Februar in einem Bürgerentscheid abgewählt worden war. Dass Stadträte der SPD und der AfD gemeinsam mit dem extrem rechten Bündnis Zukunft Hildburghausen (BZH) das Abwahlverfahren im Dezember in Gang gebracht hatten, hatte überregional für Aufsehen gesorgt.
Kummer war im März 2020 zum Bürgermeister von Hildburghausen gewählt worden. Er hatte damals im ersten Wahlgang überraschend fast 52 Prozent der Stimmen erhalten. In den Monaten vor seiner Abwahl gab es indes parteiübergreifend Kritik an der Arbeit des ehemaligen Landtagsabgeordneten. Die Linke mobilisierte auch in der Stichwahl nicht zur Wahl Kirners, weil der 48-Jährige das Abwahlverfahren gegen Kummer öffentlich unterstützt hatte.
Kirner lebt seit 15 Jahren in Hildburghausen. 2008 erwarb er dort das marode Schloss Weitersroda, das nach und nach saniert wurde. Auf dem Schlossgelände veranstaltet er seit 2011 jährlich ein Musikfestival, das Paradiesvogelfest. 2018 gehörte Kirner zum engeren Kreis der von Sahra Wagenknecht und Oskar Lafontaine gegründeten Sammlungsbewegung »Aufstehen«, wandte sich aber später enttäuscht von Wagenknecht ab. Zeitweilig war er auch Mitglied der Linken, trat aber im Streit wieder aus.
Vor der Abwahl Kummers hatte Die Linke für unfreiwillige Komik gesorgt, indem sie den Slogan »Kummer statt Chaos« plakatierte. Kirner tritt seit 1999 als Liedermacher unter dem Künstlernamen »Prinz Chaos II.« auf. Nach dem ersten Wahlgang erklärte die Linke-Kandidatin Kathrin Reinhardt, die als Viertplazierte auf 8,3 Prozent der Stimmen gekommen war: »Für uns gibt es jetzt eigentlich nur die Wahl zwischen Pest und Cholera.«
Patrick Hammerschmidt hatte sich im Wahlkampf gegen die Aussage gewehrt, er werde von der AfD und dem rechtsradikalen BZH unterstützt. Der NPD-Kader Tommy Frenck, der für die BZH im Kreistag sitzt, hatte indes bereits vor der ersten Wahl in den sozialen Medien zur Wahl Hammerschmidts aufgerufen. Hammerschmidt betonte, er sei »neutral, weder rechts noch links, auch nicht grün oder farblos«.
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