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Militärische KI verselbständigt sich

Rüstungsfirmen präsentieren automatisierte digitale Anwendungen

  • Christoph Marischka
  • Lesedauer: 3 Min.

Seit Jahrzehnten träumen vor allem westliche Militärs von der absoluten Überlegenheit durch Informationsdominanz. Viele Mittel zur Forschung und Entwicklung fließen außerdem in die digitale Vernetzung aller eigenen Kräfte auf dem Schlachtfeld. Durch den Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI) sollen diese Verfahren nun verbessert werden. Anfang Mai dieses Jahres fand dazu eine Fachtagung in Bonn statt, Veranstalter war das »Anwenderforum für Fernmeldetechnik, Computer, Elektronik und Automatisierung« (AFCEA). Dieses Forum wurde bereits seit 1983 als »Dialogplattform« zwischen der Industrie, dem Militär und der zivilen Verwaltung der Bundeswehr gegründet.

Auf knapp vierzig »Industrievorträgen« wurden bei der Tagung Produkte vorgestellt, die sich in der Entwicklung und teilweise schon in der Nutzung befinden. Präsentationen erfolgten unter anderem in einer sogenannten Pitch Session. Das Heidelberger Startup Aleph Alpha warb dort beispielsweise für seinen Chatbot, der auf der Grundlage eines Sprachmodells ähnlich ChatGPT auf »alltägliche Fragen« des Militärs antwortet. Die Anwendung durchforstet anschließend die Vielzahl der mit einer solchen Aufgabe verbundenen Vorschriften und fasst diese in einer für Soldaten »einfach formulierten Antwort« zusammen. Der Chatbot ist schon jetzt bei der BWI GmbH, dem IT-Dienstleister der Bundeswehr, im Einsatz.

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Unter dem Titel »Der KI-unterstützte Feuerkampf« stellte Rheinmetall auf der Fachtagung sein System ATTAC vor, mit dem unter anderem Schützenpanzer der Bundeswehr in die Lage versetzt werden sollen, »erkannte Objekte zu klassifizieren und in die Bedrohungslage einzuordnen«. Auf diese Weise sollen militärische Fahrzeugbesatzungen »im Bereich der Beobachtung und Zielerfassung sowie in der Entscheidungsfindung und Wirkung entlastet werden«. Der Düsseldorfer Rüstungskonzern bezeichnete das System als »seriennah«, die Einführung könnte also bevorstehen.

Ein deutlich kleineres Unternehmen, die Vected GmbH aus Fürth, warb auf dem AFCEA für Wärmebildgeräte, die mittels maschinellen Lernens darauf trainiert wurden, eigenständig Personen zu identifizieren und die Wahrscheinlichkeit anzuzeigen, mit der es sich bei diesen um eine Bedrohung handelt. Auch ein Zulieferer von Vected, Thermoanalytics aus München, war laut dem Tagungsprogramm mit einem solchen Industrievortrag angekündigt. Ihre Anwendung erzeugt »mit synthetischen Daten angereicherte« Bilder, mit denen KI speziell für die Mustererkennung in Wärmebildern für militärische Szenarien trainiert werden können.

Die meisten KI-Systeme beim Militär dienen derzeit noch der »Entscheidungsunterstützung«. Sie erzeugen also Empfehlungen, auf deren Grundlage dann Menschen handeln und beispielsweise den Befehl zum Abschuss geben. Wenn aber eine Person vom intelligenten Zielfernrohr in einer dynamischen Situation mit 93 Prozent als Bedrohung eingeordnet wird, wie auf einem von Vected veröffentlichten Bild zu sehen ist, könnte der Mensch auch schrittweise zum Werkzeug der KI werden.

Beim Verlust menschlicher Kontrolle handelt es sich um einen schleichenden Prozess. Auch dies wurde auf dem diesjährigen AFCEA deutlich. So hat die Plath Group aus Hamburg in der Ankündigung eines Industrievortrages offen darüber nachgedacht, dass zumindest zukünftig Entscheidungskompetenzen »abgetreten« werden könnten. In der Luftverteidigung, wo es um Sekundenbruchteile geht, um meist unbemannte Flugkörper abzuwehren, ist dies bereits seit Jahren Standard.

Spätestens wenn unbemannte Drohnenschwärme, wie sie auch für die Bundeswehr zunehmend entwickelt werden, gegeneinander zum Einsatz kommen, werden Menschen keine nennenswerte Kontrolle mehr ausüben können.

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