Realer Gegenwind für einen transfeindlichen Marsch

250 Menschen beteiligen sich an Protesten gegen sogenannte TERFs in Berlin-Charlottenburg

  • Nina Reis
  • Lesedauer: 3 Min.
Eindeutiges Statement
Eindeutiges Statement

Bei strömendem Regen kamen am Freitag rund 250 Menschen am Savignyplatz im Berliner Ortsteil Charlottenburg zusammen, um gegen den »Real Dyke March« zu demonstrieren. Unter dem Aufruf »TERFs stören« waren zwei Kundgebungen geplant, um ein Zeichen gegen die transfeindliche Demonstration zu setzen.

TERFs steht für »Transexclusive radical feminists« und bezieht sich auf Feminist*innen und lesbische Frauen, die an der biologischen Essenz von Geschlecht und einer Geschlechterbinarität festhalten und Körper auf Genitalien reduzieren. Der »Real Dyke March« wird seit einigen Jahren als Gegenstück zum transinklusiven Berliner »Dyke* March« organisiert. Entgegen der Rhetorik des »Real Dyke March«, dass es sich bei den Gegendemonstrant*innen um Anti-Feminist*innen und Männerrechtler*innen handele, sind bei der Gegendemo vor allem junge und ältere Menschen präsent, die sich als Teil der queeren Gemeinde verstehen, darunter auch als lesbisch. Immer wieder wird gerufen: »We’re here, we’re queer, we’re feminist – don’t mess with us!« Außerdem: »Alerta, alerta, queerfeminista!«

Die Gegendemonstration sei sehr kurzfristig und spontan geplant worden, vor allem von queeren und trans Menschen, »die sich nicht ihr Existenzrecht absprechen lassen und dagegen kämpfen wollten«, sagt Thessa, Teil der diesjährigen Organisation.

Ursprünglich waren zwei Gegenkundgebungen mit jeweils 50 Menschen angemeldet: am Savignyplatz am Anfang der Route des »Real Dyke March« und am Wittenbergplatz am Ende der Route. Die Idee: »Wir wollten die TERFs sozusagen empfangen und ein Zeichen gegen Transfeindlichkeit setzen.« Doch bereits am Savignyplatz sind um 16 Uhr an die 250 Menschen versammelt. So muss spontan eine Demonstration angemeldet werden. »Wir organisieren diesen Protest, um diesen Menschen keine Plattform zu geben, sodass sie nicht mobilisieren können und keine Sichtbarkeit auf der Straße bekommen«, sagt Thessa.

Auf dem Savignyplatz sind vor allem die Gegendemonstrant*innen mit bunten Schildern, Transparenten und Regenbogenflaggen zu sehen. Herüber kommen immer wieder Teilnehmer*innen des »Real Dyke March«, der auf der anderen Seite des Platzes beginnt. Gegen 17 Uhr ziehen etwa 20 von ihnen Richtung Wittenbergplatz los.

Die TERF-Gegner*innen werden von der Polizei erst aufgefordert, sich in kleineren Gruppen zeitversetzt zum Wittenbergplatz zu begeben. Nach ein paar Minuten dürfen sie doch zusammen losziehen, eine Gruppe von ungefähr 100 Menschen macht sich auf den Weg. »Was kotzt uns so richtig an? Die Einteilung in Frau und Mann!«, rufen sie. Es wird dem Patriarchat und dem Sexismus der Kampf angesagt. Am Wittenbergplatz gibt es dann ein Programm. »Ich fühle mich, als gehöre ich hierher – etwas, was ich in vielen lesbischen Räumen nicht erlebe«, sagt Drag-Performer*in Lilith nach ihrem Auftritt emotional aufgelöst. Auch die queerfeministische Deutsch-Rapperin Saphira tritt auf.

Es ist mittlerweile 19.15 Uhr. Der Regen hat aufgehört. Es ist kalt. Trotzdem sind noch immer mindestens 100 Menschen am Wittenbergplatz versammelt. Kurz vor 20 Uhr wird die Kundgebung dann offiziell beendet.

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