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»Die Finals« beflügeln Olympiaträume an Rhein und Ruhr

Die nordrhein-westfälische Sportpolitik befindet sich im Dauerbewerbungsstress

Hendrik Wüst (M.) ist immer gerne dabei, wenn Sportveranstaltungen präsentiert werden.
Hendrik Wüst (M.) ist immer gerne dabei, wenn Sportveranstaltungen präsentiert werden.

Am Mittwoch haben die »Finals« begonnen – eine Bündelung von deutschen Meisterschaften, die unter gemeinsamem Namen vermarktet werden. Das klappt gar nicht mal so schlecht. Die öffentlich-rechtlichen Sender übertragen das Event. Die Veranstalter der »Finals« sprechen stolz über mehr als 25 Stunden live im Fernsehen und über 70 Stunden Übertragungszeit in Livestreams.

Was in Düsseldorf und Duisburg geboten wird, klingt gut. In Düsseldorf findet der Hochsprung auf dem historischen Burgplatz statt. Die Ziele beim Bogenschießen stehen im Wasser des Medienhafens. In Duisburg werden die Kletter- und BMX-Wettbewerbe im Landschaftspark Nord ausgetragen, einem ehemaligen Hüttenwerk. Duisburgs sozialdemokratischer Oberbürgermeister Sören Link freut sich, die »Finals« böten »die Chance, den Spitzensport in Deutschland auch ganz bewusst an Orte zu bringen, wo sie üblicherweise nicht sind, den Sport also ganz bewusst zu den Menschen zu bringen«. CDU-Kollege Stephan Keller setzt andere Akzente und spricht von »hochmodernen Venues«, wenn er die Vorzüge der städtischen Mehrzweckhallen hervorheben will.

Mit dem »Dome« im Düsseldorfer Norden ist immerhin eine moderne, große Halle dabei. Große Stadien fehlen bei den »Finals« in der Rhein-Ruhr-Region allerdings. Zwar wirbt man groß mit 18 Sportarten, in denen 159 deutsche Meistertitel vergeben werden, allerdings nicht nur im Westen. Die Leichtathletikwettbewerbe steigen im Kasseler Auestadion, die Schwimmmeisterschaften sogar im Berliner Europasportpark. Die prestigeträchtigsten Wettbewerbe konnten also nicht in das örtliche Gefüge eingebunden werden. Auf den Internet-Seiten von Leichtathletik- und Schwimmverband ist auch überwiegend von deutschen Meisterschaften die Rede. Hinweise auf das Veranstaltungsformat »Finals« finden sich hier nur vereinzelt.

Bedeuten muss das für das junge Event, das 2019 zum ersten Mal in Berlin abgehalten wurde und danach wegen der Corona-Pandemie ausfiel und ohne Zuschauer stattfand, nicht allzu viel. Im vergangenen Jahr funktionierte es als gebündelte Veranstaltung in Berlin, im nächsten Jahr gibt es eine Olympiapause und 2025 soll Dresden Gastgeber sein. Dessen Oberbürgermeister Dirk Hilbert gibt sich schon jetzt wegen der Möglichkeit begeistert, dem deutschen Spitzensport »eine große Bühne bieten« zu können.

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Über solche Gedanken ist man in Nordrhein-Westfalen schon lange hinausgewachsen. Für Düsseldorfs Oberbürgermeister sind die »Finals« eine »gute Möglichkeit zu zeigen, dass wir in der Lage sind, große Sportveranstaltungen auszurichten«. Die Kooperation der Städte untereinander führe zum Erfolg. Ein Erfolg, den Keller auch künftig nutzen will, denn er stehe »voll hinter der Bewegung, die versucht, Olympia auszurichten«. Das sei »eine Riesenchance für NRW und für die Rhein-Ruhr-Region ganz besonders«, so der Christdemokrat.

Neue Nahrung für Olympia-Debatten an Rhein und Ruhr gibt es von Michael Mronz. Der Sportmanager und Witwer von Guido Westerwelle war der Kopf hinter der gescheiterten Bewerbung der Region für die Sommerspiele 2032. Der dpa sagte Mronz am Mittwoch, dass IOC-Präsident Thomas Bach »die Schwingungen gerade international sehr gut lesen« könne. Bach sehe also keine Probleme mit Olympischen Spielen 2036 in Deutschland, genau 100 Jahre nach den Nazi-Spielen von Berlin. Für Sportmanager Mronz ist klar: Dem »sollte man Vertrauen schenken«. Wichtig sei es, die jüdische Gemeinde früh einzubinden. »Olympische und Paralympische Spiele 2036 könnten eine Chance sein, ein Deutschland zu präsentieren, das weltoffen ist, das einladend ist, das nachhaltig ist«, so Mronz. Deutschland müsse sich dafür nicht »verstellen«, sondern nur »natürlich und authentisch sein«.

Unterstützung kann er sich in jedem Fall von der Landesregierung erhoffen. Bedenken, das 100. Jubiläum der Berliner Spiele könnte problematisch sein, wischte NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) schon vor Monaten beiseite: 2036 könne »als Chance für Deutschland begriffen werden, einen freiheitlichen Gegenentwurf zu den Spielen von 1936 zu schaffen«. Im schwarz-grünen Koalitionsvertrag hatten sich die Parteien darauf geeinigt, eine Bewerbung für das Jahr 2040 kritisch abzuwägen. Zurzeit scheint die Olympia-Begeisterung aber wieder zu überwiegen. Anfang des Jahres hatten Bürgermeister von Städten wie Köln, Essen und Dortmund ihre Unterstützung für eine Bewerbung auf Grundlage des Rhein-Ruhr-Konzepts bekundet.

Das würde gut zu CDU und Grünen passen. Sie wollen Nordrhein-Westfalen zur ersten klimaneutralen Industrieregion in Europa machen. Und jenes Olympiakonzept setzt vor allem auf schon bestehende Wettkampfstätten, verspricht damit Nachhaltigkeit. Gut möglich also, dass die 2016 begonnene Werbetour für Olympia an Rhein und Ruhr wieder an Fahrt aufnimmt. Wüst schätzt repräsentative Aufgaben, bei denen er glänzen kann. Ein Standortfaktor, der für NRW spricht, könnte sein, dass sich in den vergangenen Jahren kein wahrnehmbarer Widerstand gegen das Vorhaben richtete. Daran scheiterten schließlich zuletzt Hamburg und München.

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