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- Flutkatastrophe 2021
Es geht voran an Ahr und Erft
Am zweiten Jahrestag der Flut ist in den betroffenen Gebieten viel passiert aber nicht genug
Wer vom Bahnhof, an dem erst am Ende des Jahres wieder Züge fahren werden, auf die Altstadt von Bad Münstereifel zugeht, der erblickt zuerst das mittelalterliche Werther Tor mit seinem beeindruckenden Turm. Blickt man zum Boden, sieht man sie noch, die Spuren der Hochwasserkatastrophe in der Nacht vom 14. auf den 15. Juli 2021. Man blickt auf Schotter. Die Wertherstraße ist die letzte große Altstadtstraße, die noch nicht erneuert wurde. Sie führt an der Erft, die an normalen Tagen ein kleiner Bach ist, entlang in Richtung des Marktplatzes. Vor Cafés und Restaurants sitzen Gäste mit Blick auf die Erft im Freien. Die Geschäfte des Altstadt-Outlets haben wieder geöffnet. Am Wochenende, an dem sich die Flutkatastrophe jährt, findet die Kirmes statt. Ein Höhenfeuerwerk und »Late Night Shopping« werden Besucher*innen versprochen.
»Wir können gut leben, wir können gut teilhaben an der Normalität«, sagte Bad Münstereifels Oberbürgermeisterin Sabine Preiser-Marian kürzlich dem SWR. Der Grund dafür sei der riesige Zusammenhalt kurz nach der Flut. Auf den Wiederaufbau ist die CDU-Politikerin stolz. Das kann allerdings nicht über die weiter bestehenden Probleme hinweg deuten. »Wir sind gedanklich gut weit«, sagt Sabine Preiser-Marian. Konzepte sind entwickelt und bewilligt worden, aber mit der Umsetzung hapert es. Das gilt besonders für den Hochwasserschutz.
In Heimersheim, fast an der Mündung der Ahr in den Rhein, gibt es handfesten Streit darüber, wie der Hochwasserschutz aussehen soll. Hauptstreitpunkt: die vierspurige Bundesstraße 266. Sie dient als Ausweichstrecke für die nahegelegene Autobahn. Bei der Flut war sie teilweise weggebrochen. Anwohner, die sich im Arbeitskreis Fluthilfe zusammengeschlossen haben, hoffen darauf, dass die Straße nicht wieder aufgebaut wird. Auch durch die Straße wurde für die Ahr eine Engstelle geschaffen. Die vielen Engstellen haben mit dafür gesorgt, dass die Flut vor zwei Jahren so verheerend war und alleine im Ahrtal 133 Menschen starben. Das Bundesverkehrsministerium mauert bisher, will wieder aufbauen. Robert Füllman vom Arbeitskreis Fluthilfe hat eine klare Forderung: »Der alternativlose Rückbau der B266 muss noch in diesem Jahr beginnen, um nicht neuen Hochwassern zum Opfer zu fallen.« Doch dieser Rückbau würde vermutlich neue Fragen aufwerfen, handelt es sich um einen Wiederaufbau oder einen Neubau? Wie wird der finanziell gefördert?
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Eine Frage, die nach der Katastrophe oft gestellt wurde, war die nach Warnungen und Schutz. Die Antwort ist nicht befriedigend. André Hahn, der für Die Linke im Bundestag sitzt, berichtet von einer Anhörung der Hilfsorganisationen. »Es fehlt an Geld, und es fehlt an Strukturen. Dass Bund, Länder und Kommunen im Ernstfall einen eklatanten Mangel an kompetenten und ausgebildeten Krisenmanagern haben, halte ich für das größte Problem«, erklärt Hahn. Die Flut habe viele Mängel »deutlich aufgezeigt«. Hahn kritisiert, dass dem Technischen Hilfswerk im kommenden Haushalt 200 Millionen Euro weniger zugestanden werden, als es benötigt.
Eine signifikante Verbesserung gibt es allerdings. Mittlerweile wird besser gewarnt. Schon seit mehreren Monaten ist Cell-Broadcasting mit Warnungen aufs Telefon unabhängig von einer App in Deutschland im Einsatz. Bundesweit wurden Übungen mit Sirenen durchgeführt und diese wurden teilweise erneuert. Warum das so wichtig ist, zeigten kürzlich Befragungen. An der Ahr hatten 33,3 Prozent der Menschen vor der Flut gar keine Warnung wahrgenommen.
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