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Sudan-Konflikt: Nach 100 Tagen 3,3 Millionen Vertriebene
Die meisten Menschen fliehen in andere Regionen des Landes
Genf/New York. Seit dem Ausbruch des Konflikts im Sudan vor 100 Tagen sind laut dem Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) mehr als 3,3 Millionen Menschen vertrieben worden. Davon seien etwa 740 000 Menschen ins benachbarte Ausland geflohen, berichtete die Organisation am Montag in Genf. Die Zustände in den Gastländern Ägypten, Äthiopien, dem Südsudan, dem Tschad und der Zentralafrikanischen Republik seien »grauenvoll«, beklagte das UNHCR in seiner Mitteilung. Flüchtlingszentren seien überfüllt. Im Sudan hätten die vielen Binnenvertriebenen mit ähnlichen Kapazitätsproblemen zu kämpfen.
In dem Land im Nordosten Afrikas kämpft die Armee unter Staatschef Abdel Fattah al-Burhan seit Mitte April gegen die Paramilitär-Miliz RSF des ehemaligen Vizemachthabers Mohammed Hamdan Daglo. Die Generäle hatten sich gemeinsam an die Macht geputscht, dann aber zerstritten.
Die derzeitige Regenzeit erschwert laut UNHCR die Arbeit der Hilfsorganisationen und den Transport der Geflüchteten. Außerdem litten die Menschen unter den stark steigenden Preisen für Essen und Treibstoffe. »Das muss aufhören«, verlangte der Flüchtings-Hochkommissar der Vereinten Nationen, Filippo Grandi: »Es ist an der Zeit, dass alle Konfliktparteien diesen tragischen Krieg sofort beenden«. Bis zur Aufnahme eines Dialogs zwischen den Seiten müssten die Flüchtenden vor Gewalt geschützt werden.
Auch das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (Unicef) hat am Montag in New York Zahlen zum Sudan vorgelegt. Seit Beginn des gewaltsamen Konflikts hat die Sonderorganisation demnach Berichte über rund 2500 schwere Kinderrechtsverletzungen erhalten. Die tatsächliche Zahl dürfte nach Ansicht von Unicef weitaus höher liegen, da es sich hierbei lediglich um Fälle handele, die gemeldet wurden. Diese veranschaulichten aber die schweren alltäglichen Auswirkungen der Krise auf Kinder im Sudan. In dem Land benötigten fast 14 Millionen Mädchen und Jungen humanitäre Hilfe, so die Organisation.
Seit Beginn des Konflikts wurden laut Unicef mindestens 435 Kinder getötet und 2025 verletzt. Darüber hinaus habe die Organisation »alarmierende Berichte« über eskalierende Angriffe auf Gesundheitseinrichtungen in Teilen des Landes erhalten. Schätzungsweise 68 Prozent der Krankenhäuser in den am stärksten betroffenen Gebieten seien nicht länger funktionsfähig, mindestens 17 Krankenhäuser seien bombardiert worden. Weitere Krankenhäuser sollen in Militärbasen umfunktioniert worden sein, und auch Krankenwagen wurden Berichten zufolge wiederholt angegriffen.
Bereits vor Beginn des Konflikts hätten laut Unicef rund 3,8 Millionen Binnenvertriebene im Land gelebt, darunter 1,9 Millionen Kinder. In den vergangenen 100 Tagen hätten weitere 1,7 Millionen Kinder ihr Zuhause verlassen müssen. Berichte über Entführungen, die Rekrutierung von Kindern in bewaffnete Gruppierungen, ethnisch motivierte Gewalt und geschlechtsspezifische Gewalt gegen Frauen und Mädchen nehmen laut Unicef ebenfalls zu. Vermutlich 4,2 Millionen von ihnen seien von geschlechtsspezifischer Gewalt bedroht.
Die aufgrund der Gewalt eingeschränkte Bewegungsfreiheit, administrative und bürokratische Hürden sowie die Verweigerung des Zugangs für Hilfsorganisationen erschwerten auch humanitäre Hilfslieferungen und stellten eine Gefahr für Helfer dar. Zahlreiche Lager mit humanitären Hilfsgütern wurden laut Unicef geplündert. Dies führe dazu, dass mindestens 690 000 Kinder von schwerer akuter Mangelernährung bedroht sind. Rund 1,7 Millionen Kinder unter einem Jahr liefen Gefahr, wichtige Impfungen zu verpassen. Dies könne zum Ausbruch weiterer Krankheiten führen.
Trotz der Herausforderungen habe Unicef nach eigenen Angaben in den vergangenen 100 Tagen gemeinsam mit Partnern mehr als 3 Millionen Kinder und Frauen mit medizinischen Hilfsgütern erreicht, 1,4 Millionen Menschen mit sauberem Trinkwasser versorgt und 1,7 Millionen Kinder auf Mangelernährung untersucht. 82 000 schwer mangelernährte Kinder seien behandelt worden.
Rund 100 000 Kinder und Betreuende würden zudem mit psychosozialer Hilfe und Schutzmaßnahmen erreicht, etwa durch die Einrichtung von über 400 sicheren Orten im ganzen Land. Außerdem habe Unicef mehr als 5500 Tonnen lebensrettende Hilfsgüter in den Sudan geliefert, unter anderem in Konfliktgebiete in Darfur, Kordofan und Khartum.
Bis Mitte Juli sei der Unicef-Nothilfeaufruf für Kinder im Sudan nur zu neun Prozent finanziert gewesen. Solange die Kämpfe andauerten, stiegen die Bedarfe für humanitäre Hilfe jedoch weiter. Viele Gemeinden blieben von der humanitären Hilfe abgeschnitten. dpa/nd
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