Wieder da: Deutscher Sommer

Fast wie früher: Aufregung über den Regen

Jacke an und zumachen! Der deutsche Sommer ist wieder da. Wenn es nie so richtig warm wird und sehr oft regnet. Wacken ist verschlammt, fast die Hälfte der Festivalbesucher darf gar nicht erst rein und in Bayreuth wird Wagner open air abgesagt. Sogar die Freibäder machen früher zu – zu wenig Andrang.

Der Regen regt die Leute auf. Deutete sich schon im letzten Monat an: Im heißesten Juli seit Menschengedenken waren Mittel- und Nordeuropa kühle Klimainseln, Tendenz: fröstelig. Die Älteren werden sich erinnern: So fühlte sich früher ein deutscher Sommer an. Nach Kellerverließ statt Saunaaufguss.

Damals war Hitze eine Sensation und wurde in den Fernsehnachrichten bejubelt. Mit lachenden, schwitzenden Menschen beim Eislecken, Draussen-Limotrinken, Minigolfspielen und Blumen gießen. Und Kinder sausten auf Freibadrutschen hinab. Es gab vielleicht zwölf warme Tage im Sommer, dafür wurde im Wetterbericht dem »Hoch über den Azoren« gedankt. Ansonsten reiste man nach Süden, der vermissten Hitze entgegen. An der deutschen Küste galt der Spruch: »Nordsee ist Mordsee«, viel zu kalt. Man ging höchstens am Strand spazieren, in gelben Regenmänteln, »Öljacken« genannt. Auch sonst hatte man im Sommer in der Regel eine Jacke oder einen Pullover dabei. Und wenn man ausnahmsweise mal um Mitternacht im T-Shirt im Garten saß, dachte man: So toll kann das Leben sein.

Heiß war es nur im Auto auf der Autobahn: Ohne Klimaanlage unterwegs und der oder die Fahrende verbietet das Öffnen der Fenster, aus Angst vor dem sagenumwobenen »Zug«, der angeblich Halsversteifungen provozierte. Damals, als die Schokolade noch nicht in der Wohnung schmolz. Dass etwas nicht stimmt mit dem Wetter, deutete sich in den frühen 90ern an, mit der Warnung vor den hohen Ozonwerten. Auch sie wurden irgendwann vergessen.

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