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Kein Allheilmittel
Peter Steiniger zu den neuen geldpolitischen Maßnahmen in Kuba
Während es weiter an Wert verliert, wird auf Kuba das Bargeld knapp: Mit digitalen Mitteln will die Regierung deshalb die ausufernde Inflation bremsen und bei der Bekämpfung von Korruption, Steuerhinterziehung und Geldwäsche einen echten Schritt vorankommen. Künftig soll – so kündigte es die Zentralbank der sozialistischen Inselrepublik an – der Zahlungsverkehr von Wirtschaftsakteuren statt in bar fast ausschließlich über elektronische Kanäle abgewickelt werden. Deshalb spucken die zu häufig leeren Geldautomaten nun nur noch für die Normalverbraucher auch größere Beträge aus, während private Unternehmen und »auf eigene Rechnung tätige« Selbstständige dafür an die Banken verwiesen werden. Dahinter steckt der Gedanke, dass sich diese häufig in einem eher Graubereich agierenden Sektoren in der stärker gemischten Wirtschaft dadurch besser kontrollieren und leichter besteuern lassen.
Die Maßnahmen sind ein weiterer Reformschritt, aber aus Sicht des klammen Staats auch dringend. Für viele Bürger hat die aktuelle Krise das Licht am Ende des Tunnels verschüttet. Und ein Ende der kriminellen US-Blockade ist ebenfalls nicht in Sicht. Bei der Schaffung der Infrastruktur, die für eine Digitalisierung der Wirtschaft nötig ist, kommt Havanna dennoch voran. Mobiles Internet ist mittlerweile fast überall und relativ günstig verfügbar. Mit Bezahlapps sind weitere Voraussetzungen fürs digitale Bezahlen vorhanden. An allen Tankstellen wird das demnächst obligatorisch. Unterschlagungen beim knappen Sprit sollen damit der Vergangenheit angehören. Soweit die Theorie – der Erfolg der Verordnungen wird begrenzt sein. Angesichts knapper Güter und eines informellen Wechselkurses zum Euro, der fast doppelt so hoch ist wie der offizielle, wird die Schattenwirtschaft das ewige Rennen zwischen Hase und Igel nicht verloren geben.
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