Vermisste Studentin tot aufgefunden

Polizei geht nicht von Fremdverschulden aus

  • Nina Reis
  • Lesedauer: 3 Min.

Die mit einer Flugblattaktion gesuchte mexikanische Studentin ist tot. Das bestätigte am Sonntag das mexikanische Außenministerium in Absprache mit den Eltern der 24-jährigen María S. Zuvor hatten Unterstützer zwei Wochen lang die Studentin vergeblich gesucht. Zahlreiche Flugblätter mit ihrem Gesicht und der Vermisstenmeldung tauchten überall in Berlin auf.

Die junge Mexikanerin studierte an der University of Europe for Applied Sciences. Am 22. Juli verschwand sie aus ihrem Zimmer in einem Studierendenwohnheim in Adlershof. Noch am selben Wochenende wurde sie der Polizei als vermisst gemeldet. Nach erfolgloser Überprüfung der Wohnunterkunft sowie verschiedener Krankenhäuser gab die Polizei eine Personenfahndung heraus.

Währenddessen begannen Freunde der Studentin, ihr Bild mit der Vermisstenmeldung im Internet zu teilen, ein Instagram-Profil wurde gegründet. Unter den Beiträgen markierten die Profilbetreiber berühmte mexikanische Persönlichkeiten wie die Schauspielerin Salma Hayek, um mehr Aufmerksamkeit zu schaffen. Eine feministische Gruppe von jungen Frauen aus Lateinamerika organisierte fast täglich Suchaktionen in verschiedenen Bezirken. Dabei waren mehr als 300 Menschen involviert, über 100 000 Kilometer wurden zurückgelegt.

María S.’ Verschwinden sorgte weltweit für Aufmerksamkeit, vor allem in ihrem Herkunftsland Mexiko. Mehrfach wurde sie in den vergangenen Wochen in der täglichen Pressekonferenz des mexikanischen Präsidenten Andrés Manuel López Obrador erwähnt. Für das enorme Interesse seitens der mexikanischen und deutschen Behörden sowie der Zivilgesellschaft bedankten sich die Eltern der jungen Studentin am Samstagmittag bei einer Kundgebung vor der mexikanischen Botschaft in Tiergarten. Etwa 250 Menschen waren gekommen, um sich solidarisch zu zeigen, sich gegenseitig Mut und Zuversicht zuzusprechen und die Suche fortzusetzen. Die meisten der anwesenden Menschen waren in Weiß, der Farbe der Hoffnung, gekleidet, es wurden Kerzen verteilt und auf der Treppe vor der Botschaft angezündet. In Dauerschleife wurden Videos und Fotos von María S. auf zwei großen Bildschirmen neben dem Rednerpult abgespielt.

Nach einer kurzen Ansprache des mexikanischen Botschafters Francisco Quiroga wurde eine Mitteilung der Eltern verlesen: Als sie am 25. Juli voller Ungewissheit in Deutschland ankamen, hätten sie überhaupt nicht gewusst, wie sie mit dieser Suche anfangen sollten. Sie wollten sich bei der Polizei, den deutschen und mexikanischen Behörden sowie den Freiwilligen für ihre Bemühungen bedanken und sie bitten, die Arbeit weiter fortzusetzen. Trotz ihres Kummers blieben sie hoffnungsvoll, ihre Tochter bald wiederzufinden. Gegen Ende der Solidaritätskundgebung gingen die Eltern der jungen Studentin durch die versammelte Menge und bedankten sich persönlich auf Spanisch bei vielen der Anwesenden. Im Anschluss fanden zwei Suchaktionen statt, wie auch an den Tagen zuvor. Diesmal wurden Gebiete in Schönefeld und Grünau abgesucht, dort Flugblätter verteilt und mit Anwohnern gesprochen.

Die beiden Suchaktionen blieben erfolglos. Nur wenige Stunden später wurde bekannt, dass ein Passant im Teltowkanal auf Höhe der Altglienicker Brücke in Adlershof einen treibenden Körper beobachtet hatte. Kurz darauf folgte die traurige Gewissheit, dass es sich um María S. handelt. Nach derzeitigem Kenntnisstand geht die Polizei nicht von einem Fremdverschulden aus, wie eine Sprecherin erklärte. In der Mitteilung des mexikanischen Außenministeriums bitten die Eltern darum, ihre Privatsphäre zu respektieren.

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