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- Barbara Borchardt
Eine aufrechte Sozialistin, Antifaschistin und Antirassistin
Barbara Borchardt, langjährige Linke-Landtagsabgeordnete in Schwerin, ist gestorben. Ein Nachruf
Es gibt diesen etwas abgegriffenen Spruch, dass man sich immer ordentlich von Leuten verabschieden solle, weil man nicht weiß, ob man sie wiedersehen wird. Gestern erfuhr ich, dass meine Genossin Barbara Borchardt ihrer Krankheit erlegen ist. Sie ist nur 67 Jahre alt geworden. Bei der letzten Sitzung des Linke-Bundesausschusses war sie noch anwesend, kritisch und mahnend wie immer. Erst tags zuvor war sie aus dem Krankenhaus entlassen worden. Ich dachte, in der Pause solltest du sie in Ruhe sprechen, aber es kam immer irgendwas dazwischen, und am Abend verließ sie die »AG Zusammenwachsen«, die sich dem Dialog zwischen den Generationen verschrieben hat, etwas früher.
Mit der ihr eigenen Ernsthaftigkeit machte sie – als einzige – ihre Vorschläge in der Strukturreformkommission transparent. Mit akribischer Genauigkeit prüfte sie mögliche Reformen auf ihre Folgen für die innerparteiliche Demokratie. Ein Satz von Barbara aus ihrer letzten Rede im Bundesausschuss ist mir im Gedächtnis geblieben ist: »Wo wir nicht sind, ist die AfD.« Er schmerzt angesichts des Ressourcenschwundes bei der Linken besonders. Sie sprach damit aus der eigenen Erfahrung in Mecklenburg-Vorpommern.
Barbara wuchs in Templin auf, wurde 18-jährig erstmals Mutter, 23-jährig Bürgermeisterin in dem kleinen Dorf Groß Daberkow. Sie war früh Mitglied der SED geworden, studierte Staatswissenschaften im Fernstudium. 1990 sagte man ihr, ihre Chancen als Juristin seien gering, sollte sie weiter in der PDS bleiben. Anders als viele andere ließ sie sich nicht ihre Überzeugung abkaufen, dass ein anderes, gerechteres System als der Kapitalismus notwendig bleibt. Folgerichtig wurde sie erwerbslos – und engagierte sich in der Erwerbslosenbewegung. Ab 1998 vertrat sie die PDS erstmals für vier Jahre als Landtagsabgeordnete in Schwerin. 2004 wurde sie erneut in den Landtag gewählt – und blieb dort bis 2016.
In jedem Gespräch, das wir führten, betonte sie, dass die wesentliche Entscheidung sei, ob Die Linke Mainstream werde oder nicht. Dieser oppositionelle Geist hat mich beeindruckt. Ich fände es zwar gut, wenn linke Ideen Mainstream würden. Aber ich habe für mich aus ihren Worten gelernt, dass wir als Sozialist*innen immer in Opposition zu den kapitalistischen Verhältnissen stehen müssen.
Unvergessen bleibt, wie Barbara standhaft all den Anfeindungen trotzte, nachdem der Landtag die erklärte Antikapitalistin im Sommer 2020 zur Richterin am Landesverfassungsgericht Mecklenburg-Vorpommern gewählt hatte, dem sie zuvor schon als stellvertretendes Mitglied angehört hatte. Dass sie auf jahrzehntelanges Engagement gegen rechte, rassistische und antisemitische und antidemokratische Strukturen verweisen konnte, ignorierten jene, die sie attackierten, geflissentlich. Und ebenso, dass Verfassungstreue nicht bedeutet, das herrschende Wirtschaftssystem verteidigen zu müssen.
Den Kurs des Parteivorstands hat Barbara immer kritisiert. Man tat gut daran, ihre Einwände zu prüfen, auch wenn man ihnen nicht folgen wollte oder konnte. Sie hatte oft mindestens einen bedenkenswerten Punkt und agierte immer unter der Prämisse, Sahra Wagenknecht in der Partei zu halten, um eine Abspaltung ihres Umfeldes zu verhindern. Dahinter stand eine Angst, die wir beide teilten: die vor einer zersplitterten und noch machtloseren Linken, ähnlich wie in Italien. Ich werde Barbara, ihre Erfahrung, ihren politischen Weitblick und ihr Rückgrat vermissen.
Daphne Weber ist Mitglied des Linke-Bundesvorstands.
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