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1. FC Union: »Ekliger« Sieg gegen Mainz und Sorgen um alte Werte
Die Berliner Fußballer starten mit einem 4:1 in die Bundesliga, die Fans warnen
Mit Robin Gosens kann man nur gewinnen. Diese Meinung teilt anscheinend so ziemlich jeder beim 1. FC Union. Allen voran natürlich die Verantwortlichen, die den 29-Jährigen vom Champions-League-Finalisten Inter Mailand nach Köpenick geholt haben. Sportchef Oliver Ruhnert lobt dessen »Einsatzwillen« und »Mannschaftsgeist« und sieht ihn sogleich in einer »tragenden Rolle auf und neben dem Platz«. 15 Millionen Euro soll Gosens gekostet haben – und damit fast so viel, wie die beiden bisherigen Rekordeinkäufe der Berliner, Taiwo Awoniyi und Josip Juranovic, zusammen. Berührungsängste hat das bei den Fans nicht ausgelöst. Rund 2500 von ihnen waren am Mittwoch in die Alte Försterei gekommen – zu einer öffentlichen Übungseinheit, die vom Trainingsplatz ins Stadion verlegt wurde. Beklatscht wurde jede Grätsche des einsatzfreudigen Linksfußes. Es scheint alles etwas größer in dieser Saison. Auch besser? Auf jeden Fall anders.
In Unions Startelf stand Gosens dann am Sonntag im ersten Bundesliga-Spiel gegen Mainz 05 jedoch nicht. Vielleicht waren Urs Fischer vier Trainingstage noch zu wenig, obwohl der Trainer schon nach den ersten Eindrücken von dessen »Mentalität« und »Führungsqualitäten« sehr angetan war und geurteilt hatte: »Er passt sehr gut zu uns.« In der 66. Minute wurde er eingewechselt. Da führten die Berliner schon 2:1. Mit ihm gewann Union am Ende 4:1, glänzen konnte Gosens selbst aber nicht.
Im Fokus standen andere, Alex Kral beispielsweise. Neben David Fofana und Brenden Aaronson durfte der Tscheche als einer von drei der insgesamt neun Neuzugängen von Beginn an spielen. Dem 25-Jährigen kam dabei die schwierige Aufgabe zu, den verletzten Mittelfeldchef Rani Khedira zu ersetzen, der Unions Spiel als Verbindung zwischen Defensive und Offensive die nötige und oft gelobte Stabilität verleiht. Aber Kral ist ein Spieler, den Fischer liebt. Weil er wie vom Trainer gefordert jederzeit den Gegner »eklig« beackert und »unermüdlich« für die Mannschaft arbeitet.
Kral blieb unauffällig, was für einen defensiven Mittelfeldspieler ein Lob ist. Er organisierte das Spiel im Zentrum so gut, dass die Mainzer kaum Räume für offensiv gefährliche Pässe fanden. Aaronson fiel hingegen sofort auf. Es war nicht mal eine Minute gespielt und Mainz noch nicht einmal am Ball, da packte der Mittelfeldspieler auf der linken Offensivposition die Hacke aus: Der Ball landete bei Jerome Roussillon, dessen Flanke bei Kevin Behrens und dessen Kopfball im Tor: 1:0. Mit diesem Angriff, den Roussillon selbst initiiert hatte, machte der Linksverteidiger Werbung für sich im Kampf gegen Gosens.
Acht Minuten später jubelte Behrens schon wieder. Wieder eine Flanke, diesmal von der rechten Seite von Aissa Laidouni, wieder Kopfball, wieder Tor: 2:0. Und auch Fofana zeigte sein Können: In der 33. Minute setzte er einen Freistoß aus 20 Metern an die Latte. Die Mainzer gaben ihren ersten Schuss auf das Tor von Union nach 62 Minuten ab. Dafür brauchten sie einen Elfmeter: Torwart Frederik Rönnöw hielt den Schuss von Ludovic Ajorque. Zwei Minuten später war Rönnow geschlagen, als Anthony Caci aus 15 Metern den Ball perfekt ins rechte Eck platzierte.
Bangen mussten die Berliner nur kurz. Sheraldo Becker, ebenfalls in der 66. Minute eingewechselt, flankte von der rechten Seite – und wieder war Behrens mit dem Kopf zur Stelle: 3:1. In der 88. Minute hielt Rönnow einen weiteren Elfmeter von Ajorque. Kurz danach wurde mit Kevin Volland der zweite nahmhafte Neuzugang eingewechselt und bereitete sogleich das Tor zum 4:1-Endstand durch Miloš Pantović vor.
Die Stimmung in der Alten Försterei war natürlich prächtig. Die Entwicklung ihres Vereins und damit verbundene Veränderungen sind den Fans aber auch nicht entgangen. Mit einem Transferminus von derzeit 30 Millionen Euro steht Union hinter dem FC Bayern auf Platz zwei dieses Rankings; die Ablösesumme für Gosens verschlingt fast das gesamte Startgeld der Uefa in der Champions League. Hat sich der Verein vielleicht auch deshalb dafür entschieden, die Heimspiele in der Königsklasse im viel größeren Olympiastadion mit entsprechend höheren Einnahmen auszutragen? Vielleicht. Offiziell wurde verkündet, mit dem Umzug nach Charlottenburg möglichst vielen Unionern den Besuch eines Spiels zu ermöglichen.
»Immer, wenn wir die Möglichkeit haben, in unserem Stadion zu spielen, werden wir das auch tun!« Das sagte Unions Präsident Dirk Zingler Ende Mai, einen Tag nach der Qualifikation für die Champions League. Der Meinungsumschwung kam schnell – und rüttelt auch an den gern beschworenen Werten des Vereins. Im gleichen Atemzug hatte Zingler damals auch das »Ziel Klassenerhalt« ausgegeben. Aber jetzt ist ja ein Robin Gosens da. Und der sagte gleich im ersten Interview: »Ich bin nicht hergekommen, um nur um den Klassenerhalt zu spielen.« Dieser Name steht für ein gewisses Risiko, das der Verein eingeht, um weiter zu wachsen. Deshalb warnten die Ultras auf der Waldseite schon vor dem Anpfiff am Sonntag auf großen Bannern: »Unser Schlüssel zum Erfolg: Nie zu vergessen, woher wir kommen!«
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