Flughafenhotel am BER: Absolut sinnloser Abriss

Über das bedrohte Generalshotel am Flughafen BER

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 2 Min.

Es besteht überhaupt keine Notwendigkeit mehr dafür. Dennoch soll ein unter Denkmalschutz stehendes Gebäude auf dem Gelände des Hauptstadtflughafens BER abgerissen werden – allen Einwendungen und Protesten zum Trotz. Das ist ein Kulturfrevel und ein neuerliches Beispiel dafür, wie gering die Bundesrepublik das ostdeutsche Erbe schätzt.

Ob das sogenannte Generalshotel in Schönefeld als bedeutendes Zeugnis der frühen Ostmoderne tatsächlich korrekt bezeichnet ist, spielt für die Beurteilung des Vorgangs nur eine untergeordnete Rolle. Tatsache aber ist: Dafür halten Architekturfachleute das Gebäude, in dem zu DDR-Zeiten Staatsgäste abgefertigt wurden. Es sollte ursprünglich dem Bau eines Regierungsterminals weichen. Darum wurde der Abriss im Jahr 2011 gegen die ausdrückliche Empfehlung der Denkmalschutzbehörde genehmigt. Nun aber wurde der Bau des Regierungsterminals aus Kostengründen vom Bundesfinanzministerium abgesagt und die Fläche soll lediglich als Abstellfläche für Regierungsflieger dienen. Da dürfte sich auf dem weitläufigen Gelände doch ein anderer Platz finden.

Ab dem 14. September sollen offenbar Tatsachen geschaffen werden. »Ich bin fassungslos«, sagt dazu Theresa Keilhacker, Präsidentin der Berliner Architektenkammer. Sie macht die Bequemlichkeit verantwortlich, den einmal gefassten Plan noch zu ändern. Tino Mager vom Internationalen Rat für Denkmäler stellt das Generalshotel auf eine Stufe mit den alten Westberliner Flughäfen Tegel und Tempelhof. Es »ohne zwingenden Grund abzureißen, widerspräche einerseits dem angemessenen, respektvollen Umgang mit Denkmalen der Moderne und andererseits dem Nachhaltigkeitsgedanken«, argumentiert er. Und die Landtagsabgeordnete Sahra Damus (Grüne) warnt: »Es würde die Illusion vernichtet werden, dass 33 Jahre nach der Wende unter einem SPD-Bundeskanzler mit dem ostdeutschen Kulturerbe in unserem Land endlich ähnlich wertschätzend umgegangen wird wie mit dem westdeutschen.« Besser kann man das nicht sagen.

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