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Erst Streit, dann Sieg: Deutsche Basketballer im WM-Viertelfinale

Das DBB-Team besiegt trotz eines schwachen Beginns auch Mitfavorit Slowenien klar und bleibt als eins von nur zwei WM-Teams ungeschlagen

Dennis Schröder (r. ) gewann am Sonntag eindrucksvoll das Spielmacherduell mit WM-Star Luka Dončić.
Dennis Schröder (r. ) gewann am Sonntag eindrucksvoll das Spielmacherduell mit WM-Star Luka Dončić.

Das war dann mal ein erster Riss in der bisher so unversehrt glänzenden Fassade, die das deutsche Basketball-Nationalteam bei der Weltmeisterschaft in Asien bisher verputzt und angemalt hatte. Im fünften WM-Spiel lag Gegner Slowenien mit 16:11 vorn, und NBA-Star Luka Dončić nahm die deutsche Verteidigung nach Belieben auseinander. Bundestrainer Gordon Herbert nahm eine Auszeit, kam dabei aber gar nicht dazu, den nächsten Spielzug oder eine bessere Defensivvariante aufs Zeichenbrett zu skizzieren. Stattdessen pfefferte der sonst so ruhige Vertreter seines Fachs das Brett auf den Hallenboden und begann, Dennis Schröder anzufluchen.

Der Kapitän hatte sich bis dahin lautstark mit Center Daniel Theis gestritten, nun kam er sich mit Herbert in die Haare. Nach der Auszeit war die Auswahl des Deutschen Basketball-Bunds (DBB) sichtbar geschockt, Slowenien zog auf 25:11 bis zur ersten Viertelpause davon. Die war dringend nötig. Am Ende siegte das DBB-Team doch noch klar mit 100:71, doch das Bild vom einheitlichen Team hatte erste Kratzer bekommen.

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Der DBB-Mannschaft wie auch ihrem Trainer ist hoch anzurechnen, wie erwachsen man im letzten Gruppenspiel in Okinawa aus der Situation wieder herausfand. »Im ersten Viertel sind wir etwas auseinandergebrochen. Aber ab dem zweiten Viertel haben wir Momentum bekommen, gut verteidigt und sind wieder zusammengewachsen«, analysierte Gordon Herbert später das Spiel.

Tatsächlich sah man schon im zweiten Viertel, wie Schröder und Theis gemeinsam auf der Auswechselbank saßen und sich aussprachen, der eine mit dem Arm um den anderen. »Wir haben wieder als Gruppe zurückgefunden. Dennis und Daniel haben ein bisschen über ihre Jugend in Braunschweig geredet. Ist doch alles gut«, versuchte der Coach die ursprüngliche Situation ins Lächerliche zu ziehen. Schröder selbst sagte später gegenüber Magentasport.de: »Daniel und ich kennen uns, seitdem wir Kinder sind. Wenn es was zu bereden gibt, spreche ich ihn direkt an, ob er das mag oder nicht. Das kann er auch mit mir machen. Ich glaube, das hat uns beide ein bisschen gekratzt, und dann haben wir gegen eins der besten Teams der Welt mit fast 30 Punkten gewonnen.«

Also Ende gut, alles gut? Sicher nicht. Das Wortgefecht zwischen Kapitän und Trainer sprach niemand mehr an, was wohl bedeutet, dass es noch Bedarf an einer Aussprache gibt, die aber teamintern geschehen soll. Außerdem zeigte auch das Duell mit Slowenien erneut zwei Schwächen des deutschen Teams, die bis zum Viertelfinale am Mittwoch in Manila ausgeräumt werden müssen. Zum einen ist die Verteidigung gegen Schnellangriffe löchrig, zum anderen tut sich das deutsche Team immer wieder schwer, gegen eine Zonenverteidigung zu punkten. Viertelfinalgegner Lettland zeigte sich zuletzt als Experte für genau diese Abwehrvariante.

Trotz dieser Kritikpunkte bleibt jedoch festzuhalten, dass Deutschland neben Litauen das einzige Team stellt, das bei dieser WM noch ohne Niederlage geblieben ist. Sogar die US-Stars aus der NBA mussten sich am Sonntagabend den Litauern erstmals geschlagen geben. Dadurch würde das DBB-Team nun doch schon in einem möglichen Halbfinale auf die USA treffen können und nicht erst im Endspiel wie ursprünglich erhofft.

Noch nie ist ein deutsches Basketballteam mit einer Bilanz von 5:0 Siegen in ein WM-Viertelfinale eingezogen. Das liegt vor allem daran, dass auch nach schwächeren Starts die gleichwertige zweite Reihe Partien schnell wieder drehen kann. Dieses Muster war gegen Finnland, Georgien und nun sogar gegen die Ex-Europameister aus Slowenien zu beobachten.

Auch die Streithähne Theis (14 Punkte) und Schröder (24) harmonierten ab dem dritten Viertel wieder hervorragend miteinander. »Das zeichnet uns aus«, meinte Schröder später. »Jeder kann jeden mal anscheißen. Wir nehmen aber nur das Positive daraus mit.« Und speziell der Kapitän hat mit Ausnahme der verbalen Duelle am Sonntag in der Gruppenphase eine starke Figur gemacht. Auch das Spielmacherduell mit Dončić entschied Schröder letztlich noch für sich. Er erzielte einen Punkt mehr als der slowenische Superstar und setzte viermal häufiger seine Teamkollegen erfolgreich in Szene.

»Wir müssen trotzdem einen besseren Weg finden, ins Spiel zu kommen«, forderte Schröder nach dem dritten Stotterstart in Serie. »In der K.-o.-Phase, in der jeder Punkt zählt und man schnell rausfliegt, müssen wir von Anfang an alles geben.«

Gelingt das, sind Wortgefechte auch nicht mehr nötig. Und selbst mit ihnen bricht die Mannschaft ja offensichtlich nicht dauerhaft auseinander. Gordon Herbert sagte während des Turniers schon einmal, dass er lieber ein paar Löwen bändige, als Katzen das Brüllen beizubringen. Insofern funktioniert die Mannschaft genau so, wie er sich das wünscht. Wenn er jetzt auch noch in Auszeiten in Ruhe seine Spielzüge aufzeichnen darf, kann es noch weit gehen in diesem Turnier.

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