Moorbrand im Emsland: Katastrophe wirkt bis heute nach

Fünf Jahre nach einem von der Bundeswehr ausgelösten Brand will sie den Schießbetrieb auf dem Testgelände wieder aufnehmen

  • Hagen Jung
  • Lesedauer: 3 Min.

Am 3. September 2018 überflog ein Kampfhubschrauber ein Moor nahe der 35 000 Einwohner zählenden Stadt Meppen. Die Fläche wurde von der Bundeswehr als Testgelände der Wehrtechnischen Dienststelle (WTD) 91 genutzt. Aus dem Helikopter heraus wurden an jenem Tag trotz der Trockenheit jenes Sommers 74 Raketen verschossen – mit fatalen Folgen.

Denn die Sprengkörper entzündeten das trockene Moor. Rasch sollten die Flammen gelöscht werden, doch eine Verkettung unglücklicher Umstände und unzureichende Brandbekämpfungskapazitäten verhinderten das. Zwar wurde eine Feuerlöschraupe in Gang gesetzt, doch noch während erster Löschbemühungen havarierte sie. Zwar verfügte die Dienststelle über eine zweite Raupe. Doch die stand in einer Werkstatt und war nicht einsatzbereit. Ein Löschfahrzeug der Bundeswehr sollte Hilfe bringen, doch es rutschte unterwegs von einem Damm und war anschließend nicht mehr zu gebrauchen.

Mittlerweile war der Brand so groß geworden, dass der Qualmgeruch in den etwa 140 Kilometer entfernten Städten Oldenburg und Bremen, ja sogar im 240 Kilometer entfernten Hamburg wahrnehmbar war. Die brennende Fläche wurde immer größer, weshalb die Bundeswehr schließlich die Unterstützungsangebote der Feuerwehrbereitschaften des Emslandes annahm. Auch das Technische Hilfswerk (THW) half.

Doch eindämmen ließen sich die Feuer vorerst nicht. Sie krochen stattdessen auf zwei kleine Orte zu: Stavern und Sögel. Angesichts dieser Bedrohung wurden die dort lebenden Menschen auf ihre Evakuierung vorbereitet, die dann aber doch nicht notwendig wurde. Bis zum 22. September hatte sich der Brand auf zwölf Quadratkilometer ausgedehnt. Der tags darauf einsetzende Regen sorgte schließlich zusammen mit den Löscharbeiten dafür, dass gemeldet werden konnte: »Feuer aus«. Doch Glutnester, die bis zu 60 Zentimeter in den Moorboden hineinreichten, stellten weiter eine Gefahr dar. Die Bundeswehr spürte sie mit Infrarot-Wärmebildkameras aus Tornado-Flugzeugen auf. Erst am 10. Oktober war erstmals kein Nest mehr zu entdecken.

In den Wochen der Brandbekämpfung waren bis zu 1700 Hilfskräfte zeitgleich an Ort und Stelle. 220 DRK-Angehörige kümmerten sich vor allem um Unterkunft und Verpflegung der Feuerwehrleute. Diese waren täglich mit etwa 700 Kräften im Einsatz. Darüber hinaus waren 3250 Helfende des THW aus dem ganzen Bundesgebiet im Einsatz, die rund 200 000 Einsatzstunden leisteten.

Nach Angaben der Bundesregierung wurden durch das Feuer rund 1000 Hektar Moor zerstört. Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) schätzt, dass etwa 500 000 Tonnen zuvor Jahrtausende im Moorboden gespeichertes CO2 freigesetzt wurden.

Laut Verteidigungsministerium summierte sich die finanzielle Belastung durch Brandbekämpfung und Schadensbegleichung auf etwa acht Millionen Euro. Privatpersonen und Landwirtschafte erhielten insgesamt 351 000 Euro an Schadenersatzleistungen.

Die Wehrtechnische Dienststelle erklärte jüngst, man sei mittlerweile für eventuelle Brände auf dem Testgelände gewappnet. So wurden neue Löschbrunnen angelegt und neue Löschgeräte und -fahrzeuge beschafft. Insgesamt seien dafür mehr als 15 Millionen Euro investiert worden, berichtete Frank Dosquet, Direktor der WTD 91.

Die Bundeswehr hatte auch zugesagt, für eine Wiedervernässung der verbrannten Moorfläche zu sorgen. Allerdings kommt man wegen vieler Blindgänger im Boden damit kaum voran. Nach Angaben des Naturschutzbunds (Nabu) wurden im vergangenen Jahr lediglich 85 Hektar bearbeitet. Außerdem wurde immer noch kein Vernässungsplan vorgelegt. Eine Studie dazu wurde laut Nabu erst Ende Mai europaweit ausgeschrieben. Bis sie tatsächlich erstellt sei, dürften noch zwei bis drei Jahre ins Land gehen, kritisiert die Organisation. Bis dahin könnte die Moorvegetation unwiederbringlich zerstört sein, warnt sie.

Der Schießbetrieb auf dem WTD-Gelände ist immer noch stark eingeschränkt. Die Bundeswehr würde die Munitions- und Raketentests gern so bald wie möglich wieder in vollem Umfang aufnehmen. Doch eine Freigabe durch das Verteidigungsministerium liegt bislang nicht vor.

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