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Linkes Eckpunktepapier zur Bildung: Andere Schule ist möglich
Die Linkspartei hat einen Vier-Punkte-Plan für die Bildungspolitik präsentiert
»Ich habe Glück gehabt«, das hört Janine Wissler immer wieder, wenn sie mit Menschen über die Schulzeit spricht. Weil sie Lehrer und Sozialarbeiter kennengelernt hätten, die sie gefördert haben. »Aber Glück darf kein Faktor im Bildungssystem sein«, erklärte die Parteivorsitzende. Noch immer würden Lehrkräftemangel, Unterrichtsverkürzung und fehlende Investitionen in Schulen dafür sorgen, dass Bildungschancen nach Herkunft und Elternhaus verteilt seien, kritisierte Wissler am Montag, als sie in Berlin gemeinsam mit der bildungspolitischen Sprecherin der Bundestagsfraktion Nicole Gohlke ein Eckpunktepapier vorgestellt hat. Es ist ein Wegweiser, um das Bildungssystem grundlegend umzugestalten.
Wie dringend der Handlungsbedarf ist, rief Gohlke in Erinnerung: Ein Viertel der Schüler in der vierten Klassen hat große Schwierigkeiten beim Schreiben, Lesen und Rechnen, wie aus einer Iglu-Studie hervorgeht. Zehntausende Jugendliche verlassen Jahr für Jahr die Schule ohne Abschluss. Sie bemängelte, dass im kommenden Bundeshalt rund 1,1 Milliarden Euro weniger in die Bildung investiert werden soll. Längst drohe in Deutschland ein Zwei-Klassen-System. Gohlke befürchtet, dass die häufig mangelhaft ausgestatteten öffentlichen Schulen noch weiter hinter Privatschulen zurückfallen.
Alle Schulen müssten zu »Wohlfühlorten« werden, forderte sie. Dafür müssten die Einrichtungen entsprechend ausgestattet werden. Die Linke fordert ein Sondervermögen in Höhe von 100 Milliarden Euro – damit ein Lernklima geschaffen werden könne, in dem alle gefördert werden, wie Wissler betonte.
Außerdem möchte die Linke die Bildungshoheit der Länder lockern, um die Schulpolitik bundesweit gleichwertiger zu gestalten. Bislang ist jedes Land für seine Lehrinhalte zuständig, der Bund darf nicht hereinreden. Die Föderation solle damit nicht ausgehebelt werden, sagte Wissler, aber Bund, Länder und Kommunen müssten bei Bildungsthemen besser zusammenarbeiten können.
Weitreichende Reformen wünscht sich die Partei im Unterricht. Die Pädagogik sei »nicht mehr zeitgemäß«, erklärte Gohlke und schlug ein gemeinsames Lernen von der 1. bis zur 10. Klasse vor. Davon verspricht sich die Linke weniger Ungleichheit. Ebenso gehörten »Hausaufgaben und Noten abgeschafft«, wie es in dem Papier heißt. Lernen solle künftig ohne Leistungsdruck erfolgen.
Verbessern müssen sich nach Ansicht der Partei auch die Arbeitsbedingungen für die Lehrkräfte, die immer häufiger Lücken füllen müssten, weil die Schulen unterbesetzt seien. Es brauche eine Ausbildungsoffensive, insbesondere müsse etwas gegen die hohe Abbrecherquote bei den Studierenden unternommen werden.
Die Forderungen der Linken sind teilweise weitreichend und kaum durchzusetzen. Das weiß die Oppositionspolitikerin Wissler und blickt mit dem Eckpunktepapier auf den 23. September. Dann findet nämlich ein Aktionstag eines Bündnisses statt, das eine umfassende Bildungswende fordert. Außerdem stehen in Bayern und Hessen in drei Wochen Landtagswahlen an. Und die Bildung ist ein wichtiges Thema in beiden Ländern. Die Linke bringt sich mit dem Papier in Position.
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