Werbung

Bergbau in Brandenburg: Im Sumpf der Wasserversorgung

Recherche: Filz aus Bergbau und Politik in Brandenburg

  • Christian Lelek
  • Lesedauer: 3 Min.

Ein Bergbaukonzern erkauft sich das Schweigen einer von Umweltschäden betroffenen Stadt: Derlei geheime Machenschaften zwischen Politik und Industrie will das Recherchemedium »Correctiv« aufgedeckt haben.

Genauer wird von einer Verschwiegenheitserklärung seitens der Stadt Frankfurt (Oder), ihres Wasserverbands und weiterer Städte berichtet. Auf öffentliche Äußerungen über mögliche Schäden des Bergbaus für die Trinkwasserversorgung und gerichtliche Klagen dagegen soll demnach künftig verzichtet werden.

Die Erklärung sei Teil einer außergerichtlichen Einigung, wonach sich andererseits das Bergbauunternehmen Leag zu einer Investition über fünf Millionen Euro in das Wasserwerk in Müllrose verpflichte. Das Werk soll ausgebaut werden, um in Zukunft mögliche Verunreinigungen durch den Bergbau zu kompensieren.

Die Wasserversorgung im Land Brandenburg hat sich in den letzten Jahren zu einer der Zukunftsfragen entwickelt. Jüngst wurde gar eine Studie in Auftrag gegeben, die prüfen soll, inwiefern Ostseewasser der Mecklenburger Küste entzogen, entsalzt und in die niederschlagsarme Region befördert werden könne.

Nicht nur, dass in bestimmten Regionen die Reserven weniger werden, auch die verfügbare Menge nutz- und trinkbar zu machen, stellt zunehmend eine Herausforderung dar. Die Aufbereitung ist umso leichter, je weniger es vorab verunreinigt wird. Um Verunreinigungen einzudämmen, müssen sie identifiziert und mögliche Verantwortliche benannt werden.

Im vorliegenden Fall geht es um die Flutung des ehemaligen Tagebaus Cottbus Nord, der im Zuge der verpflichtenden Nachsorgearbeiten von der Leag durch die Zuleitung von Spreewasser zum sogenannten Ostsee umgewandelt wird. Die Stadt Frankfurt (Oder) hatte befürchtet, dass dies den Sulfatgehalt im Wasser erhöhen könnte und war vor Gericht gezogen.

Mit dem außergerichtlichen Vergleich hat sich ein Urteil erübrigt. Unter Verweis auf einen Insider deutet »Correctiv« ein System hinter dem konkreten Fall an: Die Leag entzöge sich durch Investitionen der Problematisierung der eigenen Verursacherrolle.

Die Stadt Frankfurt (Oder) dementierte die erhobenen Vorwürfe. Sie seien »im Ton und in der Sache falsch«, zitierte die Deutsche Presse-Agentur einen Sprecher. Verschwiegenheiten seien nur mit Blick auf den gegenwärtigen Planungsstand für den Cottbusser Ostsee erklärt worden. Zudem seien sie nicht an die Investitionen der Leag in das Wasserwerk Müllrose gebunden.

Die Leag erklärte in derselben Meldung: »Weder gibt es Zahlungen von Schweigegeld noch eine unzulässige Belastung des Wasserhaushaltes durch die Leag.« Die Arbeiten würden entsprechend der behördlichen Genehmigungen erfolgen und engmaschig überwacht.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.