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Inflationsprofitlogik
Felix Sassmannshausen über die aktuelle Preisdynamik
Inflation ist ein widerspenstiges Thema. Kaum ein Begriff treibt Ökonom*innen den Angstschweiß so sehr auf die Stirn wie dieses Phänomen voller ungelöster Widersprüche.
Die zeigen sich auch jetzt: Die Inflationsrate befindet sich aktuell auf dem niedrigsten Stand seit rund anderthalb Jahren, meldete das Statistische Bundesamt am Donnerstag. Und die großen Konjunkturforschungsinstitute prognostizierten zuletzt, dass die Teuerungsrate im kommenden Jahr auf die Zielmarke der Europäischen Zentralbank (EZB) von zwei Prozent sinken wird. Doch nun meldet das Münchener Ifo-Institut, dass wieder mehr Unternehmen ihre Preise erhöhen wollen und sich die Inflation als zäh erweisen könnte. Es ist haarsträubend.
Für etwas Klarheit sorgte vor wenigen Tagen das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung mit einer Studie. Danach gibt es aus Sicht der Ökonom*innen jenseits des Inflationsdrucks durch Lieferkettenprobleme und den russischen Überfall auf die Ukraine einen engen Zusammenhang zwischen großen Gewinnen in einzelnen Branchen und den Preiserhöhungen.
Als »Gierflation« bezeichnen das dem Moralismus zugeneigte Kritiker*innen, die so vermeintlich individuelles Fehlverhalten einzelner Kapitalist*innen geißeln. Doch sie verstellen damit den Blick für die zugrundeliegende Logik. Das IMK spricht dagegen von »Gewinninflation« und trifft eher den Punkt.
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So widersprüchlich und undurchsichtig die (Preis-)Bewegungen im Kapitalismus – vor allem in krisenhaften Phasen – auch sind, beim widerspenstigen Thema Inflation zeigt sich eines recht klar: Das Kapital kann Gelegenheiten, seine Gewinne durch Preiserhöhungen zu steigern, nicht verstreichen lassen. Es ist zum Profit verdammt. Ebenso klar ist aber auch, dass dadurch die Armut unter Arbeiter*innen weiter steigt.
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