Berlin: Kai Wegner lügt sich den Görlitzer Park zurecht

Der Regierende Bürgermeister verzichtet auf vorherige Prüfung seiner öffentlichen Aussagen und verbreitet dadurch Falschinformationen

Was Kai Wegner (CDU) nicht alles auf sich nimmt, um endlich seinen Zaun um den Görlitzer Park zu bekommen! Erst kürzlich behauptete er noch, er könne nicht schlafen, weil 14-jährige Mädchen von Drogendealern zur Prostitution gezwungen würden. Und er hielt weiter an diesem Schreckensszenario fest, obgleich sowohl die Berliner Polizei als auch die Staatsanwaltschaft dem widersprachen. Das muss man sich erst mal trauen.

Diese Standhaftigkeit scheint er mittlerweile eingebüßt zu haben. Denn auf seiner nächsten Falschaussage, auch der Central Park in New York sei umzäunt worden, besteht er nun nicht mehr. »Der Regierende Bürgermeister war zur Umzäunung des Central Parks leider falsch informiert worden«, teilte die Senatskanzlei mit. Zuerst berichtete in beiden Fällen der »Tagesspiegel«.

Im ersten Fall warfen Initiativen und Landespolitiker*innen dem Bürgermeister vor, er verbreite rassistische Falschinformationen. Eine plausible Kritik gegen den konservativen Politiker, der schon in der Vergangenheit Stimmungsmache auf dem Rücken migrantisierter Berliner*innen betrieb.

In der Causa Central Park hingegen fällt es schwer zu glauben, dass Kai Wegner mit Absicht eine so unglaublich einfach zu widerlegende Behauptung in den Raum stellen könnte. Also doch nur ein Versehen? Aber wer ist denn bitte so selbstbewusst, einfach einen Zaun herbeizureden, ohne zu wissen, ob es diesen tatsächlich gibt?

Wahrscheinlich ist die Antwort einfach: Berufspolitiker*innen sind eben doch immer wieder Berufslügner*innen. Doch während andere die Kunst des Tatsachenverdrehens und der Halbwahrheiten geschickt beherrschen, trägt Wegner seine lange Nase offensichtlicher zur Schau. Den Zaun um den Görlitzer Park will er jedenfalls zu Beginn des nächsten Jahres stehen sehen. Und wahrscheinlich wird es diesem Vorhaben nicht einmal schaden, dass er es dabei nicht allzu ernst nimmt, seine Behauptungen zu prüfen, bevor er sie öffentlich äußert. Nett ausgedrückt.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.