Blackrock-Konferenz: Gegen die Privatisierung der Rente

Bei einer Konferenz zu Blackrock wurde Österreich als sozialpolitisches Vorbild gelobt

  • Peter Nowak
  • Lesedauer: 3 Min.

Für viele aktive Mieter*innen ist das »Rote Wien« schon lange ein Vorbild. Die österreichische Hauptstadt wird wegen der großen Anzahl kommunaler Wohnungen gelobt, die auch für Menschen mit geringem Einkommen bezahlbar sind. Auch in der Rentenpolitik dient das Nachbarland vielen als Vorbild: »Menschenwürdige Renten für alle – wie in Österreich« lautete das Motto einer ganztägigen Veranstaltung am Samstag im Kiezraum am Dragonerareal in Berlin-Kreuzberg.

Federführend dabei war das Blackrock-Tribunal, das erstmals im Sommer 2020 getagt hatte, wesentlich initiiert von Peter Grottian. Wenige Wochen später verstarb der ehemalige Politologie-Professor. Doch seine Freunde*innen wollen das Tribunal in seinem Sinne fortsetzen: »Wir sind alle inspiriert von Peter Grottian und seinem Kampf gegen Blackrock und Co«, erklärte Ursula Klingmüller, frühere Referatsleiterin im Arbeitsministerium von Brandenburg.

Mehr als sechs Stunden lang diskutierten Gewerkschafter*innen, Politiker*innen, Sozialwissenschaftler*innen und soziale Aktivist*innen über die Gefahr, dass auf EU-Ebene die öffentlichen Rentensysteme in eine sogenannte kapitalbasierte Rente umgebaut wird. Deutlich wurde, dass große Konzerne wie Blackrock eine wichtige Rolle bei der Durchsetzung spielen. Schon 2019 habe der Vermögensverwalter nach den schlechten Erfahrungen mit der Riester-Rente die damalige Regierung unter Kanzlerin Angela Merkel aufgefordert, auf private Kapitalmarktfonds umzustellen. Diese Intervention habe Erfolg, meint Ulrike Klöver vom Blackrock-Tribunal. »Konform« habe die jetzige Bundesregierung eine Fokusgruppe private Altersversorgung eingesetzt, in der der Verband der privaten Fondsverwaltungen Mitglied sei. In dieser Lobbyorganisation sitzt auch Blackrock.

Wieso in Österreich eine vergleichbare Propaganda von Großinvestoren nicht fruchtete, schilderte Josef Wöss von der Arbeiterkammer Wien. »Da gab es auch immer gewichtige Stimmen von Expert*innen, die die öffentliche Rente verteidigten«, betonte er. Eine wichtige Rolle habe die Arbeiterkammer als gesetzliche Interessenvertretung der Arbeitnehmer gespielt.

nd.Kompakt – unser täglicher Newsletter

Unser täglicher Newsletter nd.Kompakt bringt Ordnung in den Nachrichtenwahnsinn. Sie erhalten jeden Tag einen Überblick zu den spannendsten Geschichten aus der Redaktion. Hier das kostenlose Abo holen.

Rainer Heyse von der Kampagne Renten-Zukunft erklärte, dass sich der Lebensstandard im Alter nur erhalten lassen werde, wenn garantiert sei, dass die Renten mindestens 75 Prozent des im Arbeitsleben erzielten durchschnittlichen Nettoeinkommens betrage. Das sei nur zu erreichen, wenn auch Beamte, Selbstständige und Politiker*innen gleichberechtigt in die Rentenversicherung einzahlten. Heyse machte auch deutlich, wie wichtig es ist, dass sich die gesellschaftliche Linke für eine Rente einsetzt, von der man leben kann. Sonst könne die politische Rechte davon profitieren, wie die PIS in Polen, die von älteren Menschen unterstützt werde, weil sie die Rentenkürzungen der bürgerlichen Vorgängerregierung unter Donald Tusk rückgängig gemacht hatte. Der wiederum folgte mit seiner Kürzungspolitik EU-Vorgaben.

Eine Grußadresse ging von der Konferenz an portugiesische Sozialaktivist*innen, die am 28. Oktober in Lissabon eine Großdemonstration gegen die Teuerung, für höhere Löhne und auch für Renten, von denen die Menschen leben können, organisieren. Beobachter*innen sprechen schon von einem Wiedererwachen der Antikrisenproteste in dem südwesteuropäischen Land.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Das beste Mittel gegen Fake-News und rechte Propaganda: Journalismus von links!

In einer Zeit, in der soziale Medien und Konzernmedien die Informationslandschaft dominieren, rechte Hassprediger und Fake-News versuchen Parallelrealitäten zu etablieren, wird unabhängiger und kritischer Journalismus immer wichtiger.

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!

Unterstützen über:
  • PayPal