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Die Eisbären stürmen im »Berlin Style« an die Spitze der DEL

Nach einer schwachen Saison stehen die Berliner jetzt wieder ganz oben in der Deutschen Eishockey-Liga

Mit Zach Boychuk (v.) stürmen die Eisbären Berlin wieder ganz nach vorn.
Mit Zach Boychuk (v.) stürmen die Eisbären Berlin wieder ganz nach vorn.

Das neu formierte Eisbärenteam, das 14 Spieler nach der vergangenen Saison verlassen haben und mit 12 durchweg vielversprechenden Neuverpflichtungen verstärkt wurde, ist auf dem besten Wege, an alte Zeiten anzuknüpfen. Mit dem 5:0-Sieg am neunten Spieltag bei den Grizzlys Wolfsburg, immerhin Playoff-Halbfinalist der letzten Saison, setzten die Berliner ihre dominante Erfolgsserie mit dem vierten Sieg in Folge fort und rückten in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) an die Tabellenspitze. Die respektable Bilanz der Eisbären nach neun Spielen: sieben Siege, fünf davon auswärts, und 35:16 Tore. Keine Mannschaft hat mehr Tore geschossen und keine weniger kassiert.

Der Höhenflug hat viele Gründe. Einer ist Cheftrainer Serge Aubin, der seit 2019 im Amt ist und mit den Eisbären zweimal Meister wurde. Trotz des zuletzt miserablen Abschneidens, als nach 22 Jahren erstmals die Playoffs verpasst wurden, und entgegen üblicher Gepflogenheiten im Profisport durfte der 48-jährige Kanadier bleiben. Ein Vertrauensbonus. Aubin hat in der längsten Sommerpause der Klubgeschichte »hart mit den Jungs gearbeitet«, wie er betont. »Wir haben es geschafft, uns wieder auf schnelles und aggressives Eishockey zu besinnen.« Er nennt das »Berlin Style« und betont: »Wir treten wieder als Einheit auf. Das kann man deutlich auf dem Eis sehen. Mir gefällt, was wir hier aufbauen. Das wollen wir fortsetzen.«

Sportlich überzeugen die Eisbären mit einer bärenstarken Defensive wie Offensive. Die in früheren Zeiten öfter mal wacklige Abwehr, die vom neuen Kapitän Kai Wissmann angeführt wird, ist gegenwärtig kaum in Schwierigkeiten zu bringen. Der 26-Jährige ist einer der besten deutschen Verteidiger, war schon von 2014 bis 2022 ein Eisbär und kehrte nach nur einem Jahr in der US-amerikanischen NHL aus Boston wieder zurück. Eine besondere Rolle spielt auch der 30-jährige US-Keeper Jake Hildebrand, der vom vorjährigen Aufsteiger Löwen Frankfurt verpflichtet wurde. Der vor seinem Vereinswechsel von vielen unterschätzte Routinier erweist sich als starker Rückhalt: Aktuell steht seine Fangquote bei 94,8 Prozent – Liga-Spitzenwert. »Er hat die besondere Fähigkeit, auch unter Druck die Ruhe zu bewahren. Damit gibt er uns große Sicherheit«, lobt ihn Cheftrainer Aubin.

Die neue offensive Stärke offenbart die Bilanz von 23:4 Toren aus den letzten vier siegreichen Spielen in Folge. Verantwortlich dafür ist das erfahrene Angriffstrio mit dem 31-jährigen Marcel Noebels, dem ein Jahr jüngeren Leonhard Pföderl und dem 34-jährigen Zach Boychuk. Diese Angriffsreihe sorgte allein in den letzten drei Spielen für sechs Tore und zehn Torvorlagen. Fiel der kanadische Mittelstürmer Boychuk früher vornehmlich als Spielgestalter auf, so brilliert er jetzt mehr als Vollstrecker. In den bisherigen neun Spielen erzielte er sechs Treffer.

Auch Pföderl ist kaum wiederzuerkennen. Nachdem der Außenangreifer seine langwierigen Verletzungen endlich richtig auskuriert hat, schöpft er sein spielerisches Potenzial noch mehr aus und imponierte bisher als dreifacher Torschütze und mit fünf Vorlagen als spielentscheidender Passgeber. Und Torjäger Noebels, seit 2014 im Eisbären-Kader, steht mit acht Torvorlagen auch obenan. »Ich denke, wir machen zurzeit vieles richtig«, sagt der Vizeweltmeister zurückhaltend.

Es sind auch erst neun von 52 Hauptrundenspielen absolviert, und den Spitzenreiter erwarten in den beiden anstehenden Heimspielen weitere Härtetests. An diesem Freitag gastiert die Überraschungsmannschaft Straubing Tigers in der Arena am Ostbahnhof; zwei Punkte trennen den Ersten und Zweiten. Am Sonntag kommt dann der amtierende Meister Red Bull München mit seinem neuen Trainer Toni Söderholm vorbei. Der Erzrivale rutschte vor einer Woche mit der bereits vierten Saisonniederlage in Ingolstadt in der Neuauflage der Finalserie von 2023 auf den fünften Rang ab und liegt vier Punkte hinter den Berlinern, die ihre Heimbilanz mit zwei Siegen in zwei Spielen ausbauen wollen.

Übrigens: Als die Eisbären vor 15 Jahren vom Wellblechpalast in Hohenschönhausen in die Arena am Ostbahnhof wechselten, mussten sie wegen der Hallenbelegung durch andere Veranstaltungen zu Saisonbeginn wie auch jetzt siebenmal auswärts antreten und feierten fünf Siege – auch wie jetzt. Am Ende wurden sie zum vierten Mal Meister! Ein gutes Omen auf dem Weg zum zehnten Titel?

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