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Füchse Berlin: Trainer Jaron Siewert nach Startrekord mit Kritik
Die Handballer aus der Hauptstadt gewinnen auch das Topspiel gegen die Rhein-Neckar Löwen überzeugend
Jaron Siewert sah so gar nicht wie ein Sieger aus. Der Trainer der Füchse Berlin forderte trotzig »Respekt vor der Leistung meiner Mannschaft« und sagte: »Das heutige Spiel war ein Beweis, dass wir defensiv und offensiv guten Handball spielen können.« Der Zeitpunkt für diesen verbalen Angriff war in jedem Fall gut gewählt. Sein Team hatte am Donnerstagabend gerade das Spitzenspiel des neunten Spieltags der Bundesliga eindrucksvoll gewonnen – mit 38:32 gegen die Rhein-Neckar Löwen, die als Tabellenvierter in die Hauptstadt gereist waren.
Die Berliner grüßen nach diesem Sieg weiterhin als einzig ungeschlagenes Team von der Tabellenspitze. Und deshalb verwundern Siewerts Worte ein wenig. Auch nach der Begründung für seine Verstimmung. Geärgert habe ihn, dass zuvor nach acht Siegen in acht Partien von einem »leichten Spielplan« die Rede gewesen sei. So unsouverän die Erklärung wirkte, so unnötig war sie auch. Zumal Siege wie der am dritten Spieltag gegen den Vizemeister und Champions-League-Sieger SC Magdeburg genug Selbstvertrauen geben sollten. Die beste Antwort auf Kritik ist immer der eigene Erfolg.
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Siewerts Mannschaft lässt sich derzeit anscheinend von nichts und niemandem beeindrucken. Gegen die stark besetzten Gäste um den torgefährlichen Spielmacher Juri Knorr gingen die Füchse nach anfänglichen Schwierigkeiten in der neunten Minute erstmals mit 7:6 in Führung – und gaben sie unter lautstarker Anfeuerung der 7143 Zuschauer in der Max-Schmeling-Halle bis zum Schlusspfiff nicht mehr ab. Und dass der Trainer der Rhein-Neckar Löwen, Sebastian Hinze, nach der Niederlage »gar nicht so unzufrieden« war mit dem Auftritt seiner Mannschaft, erzählt viel über die Stärke der Füchse.
Hinze hob »die Qualität der Berliner Abwehr« hervor. Aus dieser ragte am Donnerstagabend wieder einmal Torwart Dejan Milosavljev hervor. In engen Phasen des Spiels machte der 27-jährige Serbe den Unterschied aus: Mit insgesamt elf Paraden hatte er am Ende fast doppelt so viele wie Mikael Appelgren, David Späth und Joel Birlehm im Tor der Gäste zusammen. Milosavljev ist derzeit auch ligaweit der beste Torhüter. Beeindruckend war aber auch die Defensivarbeit auf dem Feld. Und das, wie Trainer Siewert betonte, auch nach dem frühen Verletzungsaus von Max Darj. Das Deckungszentrum hielten Mijajlo Marsenic und Marko Kopljar dicht, das gesamte Team schaffte es durch viel Laufarbeit, einfache Gegentore zu verhindern.
»Über Mathias Gidsel müssen wir gar nicht reden«, sagte Stefan Kretzschmar später im Presseraum – und tat es doch. Nachdem der Sportvorstand der Berliner davon gesprochen hatte, dass es in der Bundesliga keine leichten Spiele gebe, und sich damit unterstützend hinter Jaron Siewert gestellt hatte, schwärmte er vom 24-Jährigen: »Absolute Weltklasse.« Mit elf Toren und sieben Assists dominierte Gidsel das Spiel. Der Trainer lobte zudem die Abwehrarbeit des Dänen und dessen Einstellung. »Mathias schaut gar nicht so sehr auf seine eigenen Tore, sondern auf den Spielfluss in der Offensive und den Erfolg der Mannschaft«, sagte der Trainer. Dazu passte die Analyse des Rückraumspielers, der trotz einer starken Vorstellung lieber über Fehler sprach, an denen die Füchse noch arbeiten müssen. »Wir hatten Probleme in der Defensive, waren nicht kompakt genug und zu weit weg vom Gegner«, stellte Gidsel fest.
Spieler wie Gidsel, der vor einem Jahr aus Gudme geholt wurde, stehen für die kluge Transferpolitik in Berlin. Mit 46 Assists führt er die Statistik der Bundesliga an, mit 67 Toren steht er dort an zweiter Stelle. Spieler wie die 21-jährigen Nils Lichtlein und Matthes Langhoff oder der ein Jahr jüngere Max Beneke zeugen von der guten Jugendarbeit der Füchse. Auch sie standen gegen die Rhein-Neckar Löwen auf dem Feld. Natürlich weil sie es können, aber sie müssen auch. Denn die Nationalspieler Paul Drux und Fabian Wiede, die ebenfalls dem Berliner Nachwuchs entstammen, fallen verletzungsbedingt lange aus. Wie schwer es Max Darj am Donnerstagabend erwischt hat, war auch einen Tag später noch nicht klar.
Das letzte Tor der Partie warf Hans Lindberg, sein insgesamt zehntes gegen die Rhein-Neckar Löwen. Auch er ist ein besonderer Handballer. Seit sieben Jahren in Berlin spielt er auch mit 42 Jahren noch immer auf höchstem Niveau. Und er wird, wenn er gesund bleibt, demnächst der erste Spieler der Bundesligageschichte sein, der die 3000-Tore-Marke knackt. 32 Treffer fehlen dem Dänen dazu noch. Und er ist erfahren genug, um den neuen Vereinsrekord von neun Siegen in Folge zum Saisonstart nicht überzubewerten. »In ein paar Spielen hatten wir Glück, andere haben wir verdient gewonnen. Heute war es sehr gut«, sagte Lindberg gelassen gegenüber »nd« und ergänzte: »Letztes Jahr sind wir auch gut gestartet.«
Am Ende landeten die Füchse in der vergangenen Saison auf Platz drei, acht Punkte hinter dem Meister THW Kiel und sechs hinter Magdeburg. Eigentlich ein gutes Ergebnis. Aber nach einer Niederlagenserie und der damit verspielten Teilnahme an der Champions League geriet Jaron Siewert in die Kritik. Der Titelgewinn im EHF-Pokal brachte etwas Ruhe. Aber leicht hatte er es seit seinem Amtsantritt vor drei Jahren noch nie in Berlin. Aufgrund seines Alters wurde das Wirken des heute 29-Jährigen von Beginn an immer etwas skeptisch begleitet. Vielleicht ist er deswegen im verbalen Verteidigungsmodus. Letztlich freute sich aber auch der Trainer am Donnerstagabend: »Das war heute ein Topspiel und ich bin extrem zufrieden.«
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