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- Wohnungskrise
Uni-Stadt Berlin: Studentenleben im Kinderzimmer
Wer für ein Berliner WG-Zimmer durchschnittlich 650 Euro zahlen muss, zieht lieber nicht aus
Das Semester beginnt, aber viele Studierende müssen neben Vorlesungen und Arbeit noch mehrere Stunden am Tag mit der Suche nach einer Bleibe verbringen. Studierende erzählen gegenüber »nd« von ewiger Suche, prekärer Wohnsituation und Vermietenden, die ihre Lage ausnutzen.
An keinem anderen Universitätsstandort sind die Mieten im studentischen Wohnungsmarktsegment in den letzten Jahren so stark gestiegen wie in Berlin. Eine Studie des Finanzberaters MLP und des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) hat in Wohnungen bis zu 40 Quadratmetern und mit einfacher bis mittlerer Ausstattung einen Anstieg von jährlich über 10 Prozent festgestellt. Die Kaltmieten in Wohngemeinschaften liegen hier im Mittel bei 24 Euro pro Quadratmeter.
Eine Folge der desolaten Lage am Wohnungsmarkt ist, dass jede*r dritte Studierende noch bei den Eltern wohnt, wie eine Umfrage des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) ergab. Vor 20 Jahren war nur ein gutes Fünftel noch nicht ausgezogen.
Wer aus Berlin kommt, kann notfalls später ausziehen – wer aber zum Studieren erst herziehen muss, ist besonders gestresst. Für eine angehende Eventmanagerin im siebten Semester war die Wohnungssuche »schon extrem scheiße.« Mehrere Monate habe sie mit der Suche verbracht, jedes neue Angebot von einschlägigen Portalen direkt auf ihr Handy bekommen und immer sofort eine Bewerbung abgeschickt – jeden Tag etwa zwei Stunden lang. »Ich bin viermal nach Berlin gefahren, um Wohnungen zu besichtigen. Das wurde alles nichts.«
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Erst kurz vor Beginn ihres Studiums habe sie letztlich über die Internetplattform »WG-gesucht« ein Zimmer gefunden. Nach drei Jahren könne sie nun mit ihrer besten Freundin zusammenziehen, die sich über eine Verbindung zu einem Immobilienmakler eine Wohnung sichern konnte, bevor sie auf dem Markt angeboten wurde.
Ohne Kontakte oder Geld ist es extrem schwierig, auf dem Markt etwas zu finden, auch auf den Wartelisten der Wohnheime stehende Tausende. Die Angebote für studentische Wohnungen gehen zurück; generell handelt es sich nur bei rund 15 Prozent aller Angebote auf dem Markt um Mietwohnungen mit unbefristetem Vertrag. Nach den in der IW-Studie berechneten Werten ließe sich mit dem Bafög-Wohnkostenzuschlag von 360 Euro nur die Kaltmiete für eine 20 Quadratmeter große Wohnung bezahlen – ohne Betriebskosten. Für WG-Zimmer werden in Berlin durchschnittlich 650 Euro verlangt.
Ein Berliner Student der Humboldt-Universität sieht seine Lage vom Vermieter ausgenutzt. Trotz intensiver Suche musste er bei seiner Rückkehr nach Berlin zunächst wieder bei seinen Eltern einziehen. Nach neun Monaten Suche wohnt er jetzt in einer Fünfer-WG im Wedding. Obwohl er sich sein Zimmer mit einer anderen Person teilt und die Warmmiete mit 1900 Euro zu hoch ist, nennt er die Wohnung einen »Glückstreffer«. Nach dem Mietspiegel sei die Miete fast doppelt so hoch wie zulässig. »Wenn die zulässige Miete angesetzt wird, können wir zu viert drin wohnen und zahlen weniger als jetzt.« Er hat sich bereits rechtlichen Rat geholt und will die Miete bald offiziell rügen, um sie mittels Mietpreisbremse zu senken.
Wer aus einem vermögenden Elternhaus kommt, muss sich dagegen weniger mit lästigen Dingen wie der Wohnungssuche oder gierigen Vermieter*innen herumschlagen und ist nicht auf glückliche Zufälle angewiesen. Eine Psychologiestudentin erzählt, dass sie nicht auf die Suche nach einer Mietwohnung gehen musste. Sie ist rechtzeitig zu Semesterbeginn aus München nach Berlin gezogen und wohnt allein in einer Immobilie ihres Vaters.
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