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Olympiatraum der Basketballerinnen: Die Saballys sind nicht genug
Eine Niederlage im letzten Test vor der Olympiaqualifikation holt die deutschen Basketballerinnen auf den Boden der Realität zurück
»Die nächsten Jahre sind so wichtig im deutschen Frauen-Basketball. Da muss ich jetzt dabei sein«, sagte Satou Sabally jüngst in einer TV-Dokumentation. Bei der Europameisterschaft war sie noch nicht Teil des Teams des Deutschen Basketball-Bunds (DBB), das in Slowenien mit Platz sechs aus einer jahrelangen Versenkung zurückgekehrt war. Dieser reichte für einen unverhofften Platz beim Olympiaqualifikationsturnier im Februar in Brasilien. Bei Olympia war ein Frauenteam des DBB noch nie dabei. Mit Sabally und ihrer Schwester Nyara in den Reihen aber könnte das klappen.
2025 und 2026 finden dann zunächst eine EM und danach eine WM in Deutschland statt. Wie ihre Starspielerin ist auch Bundestrainerin Lisa Thomaidis überzeugt, dass man diese Zeit nun optimal nutzen müsse: »Das ist eine große Gelegenheit für den deutschen Frauen-Basketball. Das kann viele junge Mädchen inspirieren.« In gewisser Weise passiert das bereits, denn zum ersten Testspiel nach der so überraschend guten EM kamen am Sonntagabend mehr als 3000 Fans in die ausverkaufte Hamburger Inselparkhalle. »Es tut sich wirklich was. Unser letztes Heimspiel war noch in Wolfenbüttel, und jetzt spielen wir vor so vielen Leuten in Hamburg. Das ist ein ganz anderes Gefühl«, freute sich auch Kapitänin Svenja Brunckhorst von Alba Berlin bei Magentasport.
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Zu dumm nur, dass das Duell mit den Italienerinnen mit 53:70 verloren ging. Dabei hatte das Auswärtsspiel in Tschechien drei Tage zuvor noch die Hoffnung genährt, dass mit den Sabally-Schwestern noch einmal ein großer Sprung nach vorn gemacht worden wäre. Schließlich endete dieses Debütspiel von Nyara Sabally im Nationaltrikot mit einem überzeugenden 85:41-Sieg, nachdem dieselben Tschechinnen bei der EM hochdramatisch erst nach einer Verlängerung bezwungen worden waren. Satou Sabally war mit 21 Punkten Topscorerin in Prag, ihre Schwester Nyara folgte mit 17 Zählern.
Am Sonntag aber bewies sich die alte Weisheit, dass zum Basketball mehr als gute Einzelspielerinnen gehören. »Wir haben heute wie ein Team ausgesehen, das noch nicht lange zusammenspielt. In der Offensive ist uns nichts leicht gefallen«, analysierte Trainerin Thomaidis die ernüchternde Niederlage. »Wir waren nur drei Tage zusammen und wurden zu ausrechenbar. Dafür ist Italien dann ein zu starkes Team. Aber genau das brauchten wir für unsere Weiterentwicklung: einen harten Test. Das werden wir nutzen, um uns bis zum Februar zu verbessern.«
Eine Niederlage also, aus der man viel lernen könne. Mit dieser Einordnung freundeten sich auch die Spielerinnen schnell an. Doch es gibt ein Problem: Bis zum Februar kommt das Team gar nicht mehr zusammen, und auch direkt vor der Olympiaqualifikation bleiben inklusive Reisestress maximal zwei Tage Vorbereitung. In dieser Zeit kann man als Team unmöglich zusammenwachsen und Automatismen einüben. Das weiß auch Thomaidis. »Ich habe dem Team schon gesagt, dass wir ziemlich spät zur Party gekommen sind. Andere Länder haben sich über Jahre auf diesen Moment vorbereitet«, so die Kanadierin, die nach ihrem kurzfristigen und so erfolgreichen EM-Engagement vom DBB einen Drei-Jahres-Vertrag bekommen hat. »Das hier war der letzte Test, also mussten wir ausprobieren, was funktioniert und was nicht. Und daraus werden wir nun unsere Schlüsse ziehen.«
Ob die Qualifikation gelingt, hängt davon ab, ob Thomaidis entweder mehr Platz für die beiden neu aufgenommenen Berlinerinnen auf dem Feld findet oder eben für die Rollenspielerinnen um sie herum. Beides war in Hamburg nicht gelungen: Die Sabally-Schwestern kamen zusammen nur auf 23 Punkte, besonders die 25-jährige Satou traf nur drei ihrer 19 Würfe. Fand sie mal freie Mitspielerinnen, verfehlten auch die zu oft das Ziel. Mit Trefferquoten von unter 30 Prozent kommt man aber nicht zu Olympia.
»Wir fahren jetzt alle zu unseren Klubs nach Hause und werden dort individuell besser, damit wir im Februar wieder zusammenkommen können«, gab die zwei Jahre jüngere Schwester Nyara Sabally den Weg vor. Allerdings fehlt es gar nicht an individueller Stärke. Nyara selbst stand vor wenigen Wochen mit New York im Finale der WNBA, Satou wurde als einzige Ausländerin unter die besten fünf Spielerinnen der gesamten Liga gewählt, nachdem sie Dallas ins Halbfinale geführt hatte. Zuvor hatte die 25-Jährige mit Fenerbahçe Istanbul die Euroleague gewonnen. Hinzu kommt Leonie Fiebich, die in Europas stärkster Liga, der spanischen LFB, im April zur besten Basketballerin gewählt wurde.
Auch Center-Spielerin Marie Gülich hat sich mit Valencia schon zur Eurocup-Siegerin und spanischen Meisterin küren lassen. Beim Spiel in Hamburg erkannte sie aber noch viel Fehlkommunikation im deutschen Team. In dieser Zusammensetzung wisse keine, was die andere machen wolle: Laufwege, Lieblingspositionen für Würfe, Passsysteme – nichts davon ist einstudiert. »Alle denken sehr viel, dabei ist Basketball ein Sport, bei dem man möglichst wenig nachdenken sollte. Wir müssen aber so zusammenfinden, dass vieles automatisch passiert«, meinte Gülich.
So groß der Traum von Olympia 2024 in Paris auch ist, der DBB sollte sich eher auf die Heimturniere in den folgenden Jahren fokussieren, anstatt den Hype und damit einhergehend den Druck zurzeit zu groß werden zu lassen. Keine Frage, der Verband hat das beste Frauenteam seiner Geschichte beisammen. Doch das sagte man auch schon 2019 von den Männern, die dann bei der WM in China sang- und klanglos in der Vorrunde scheiterten. Es dauerte noch einmal vier Jahre bis zum WM-Triumph in Manila.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
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