Wasser wird immer knapper im Gazastreifen

Israels Militär meldet Waffenfund in Kinderklinik in Gaza

  • Cyrus Salimi-Asl
  • Lesedauer: 3 Min.

Die katastrophale humanitäre Lage im Gazastreifen verschärft sich dramatisch nach Angaben internationaler Organisationen. Das größte Krankenhaus, die Al-Schifa-Klinik, ist laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) trotz Stromausfalls und israelischer Angriffe zwar weiter in Betrieb, Helfer können jedoch im Gazastreifen nach UN-Angaben nicht mehr auf Notrufe reagieren. Dennoch versuche das Krankenhauspersonal alles, um rund 700 verbliebene schwer kranke Patientinnen und Patienten zu versorgen, sagte die WHO-Sprecherin unter Bezug auf lokale Gesundheitsbehörden. Innerhalb der vergangenen 24 Stunden seien 20 Menschen gestorben. Überprüfen lassen sich diese Zahlen kaum.

US-Präsident Joe Biden rief Israel dazu auf, Krankenhäuser im Gazastreifen mehr als bisher vom Kampfgeschehen zu verschonen. Er hoffe und erwarte, dass es rund um Kliniken weniger starke Kampfhandlungen gebe, sagte Biden laut US-Medien. Er äußerte sich darüber hinaus hoffnungsvoll zu Gesprächen über die mögliche Freilassung von Geiseln.

Die Wasserversorgung für hunderttausende Menschen ist wegen Treibstoffmangels bereits unterbrochen. Zwei Wasserversorger im Süden des Gazastreifens haben nach UN-Angaben mangels Treibstoff ihre Arbeit eingestellt. 200 000 Menschen bekämen deshalb kein Trinkwasser mehr, berichtete das UN-Nothilfebüro OCHA am Dienstag unter Berufung auf das UN-Hilfswerk für Palästinensische Flüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA). Das Hilfswerk weiß demnach nicht, wie es seine humanitäre Unterstützung für Hunderttausende in der zweiten Wochenhälfte aufrechterhalten soll.

Israels rechtsextremer Finanzminister Bezalel Smotrich präsentierte indes seine »Lösung« für die humanitäre Katastrophe: Die Menschen sollten den Gazastreifen verlassen und sich für eine »freiwillige Abwanderung« in andere Länder entscheiden. »Die freiwillige Abwanderung und die Aufnahme von arabischen Gaza-Bewohnern durch die Länder der Welt ist eine humanitäre Lösung, die dem Leiden von Juden und Arabern gleichzeitig ein Ende setzen wird«, schrieb Smotrich am Dienstag auf der Plattform X (vormals Twitter).

Auf Facebook fügte er hinzu, die Aufnahme der Flüchtlinge könne mit »großzügiger finanzieller Hilfe der internationalen Gemeinschaft – inklusive Israels –« geschehen. Dabei verwies er auf einen ähnlichen Meinungsbeitrag zweier Parlamentsmitglieder im »Wall Street Journal« vom Montag: Der Likud-Abgeordnete Danny Danon und sein Kollege Ram Ben-Barak von der liberalen Partei Jesch Atid warben für einen Plan zur Massenausreise von Palästinensern aus Gaza. Offensichtlich mehren sich von israelischer Seite die Versuche, die Bevölkerung des Gazastreifens zu vertreiben, indem man für eine mehr oder weniger freiwillige Ausreise wirbt.

In ihrem Artikel vom Montag erklärten Danon, Ex-Verteidigungsminister, und Ben-Barak, ehemaliger Vize-Chef des Mossad, Europa habe eine lange Tradition in der Hilfe von Flüchtlingen, die vor Konflikten fliehen, und auf der Grundlage dieses Beispiels sollten »Länder auf der ganzen Welt einen Zufluchtsort für Bewohner des Gazastreifens bieten, die eine Umsiedlung wünschen«.

Unterdessen haben israelische Soldaten eigenen Angaben zufolge im Keller einer Kinderklinik in Gaza-Stadt zahlreiche Waffen gefunden. Es gebe auch Anzeichen dafür, dass im Keller des Rantisi-Krankenhauses Geiseln festgehalten worden sein könnten, sagte Militärsprecher Daniel Hagari.

In einem am Montagabend auf der Plattform X (vormals Twitter) veröffentlichten Video zeigt er Sturmgewehre, Handgranaten, Sprengstoffwesten und Waffen zur Panzerabwehr. »Das ist Ausrüstung für schwere Kämpfe«, sagt Hagari weiter. Unabhängig zu überprüfen sind diese Erklärungen und die Videos jedoch nicht. Die Hamas wirft Israel laut Al-Jazeera Falschbehauptungen vor. 
Mit Agenturen

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