Großbritanniens Ruanda-Deal: Fieser Plan

Peter Steiniger zum Rückschlag für den britischen Deal mit Ruanda

Aus den Augen, aus dem Sinn: Für die in Großbritannien regierenden Tories war der Deal mit Kigali ein Geniestreich, um einige der irregulären Einwanderer loszuwerden, die mit Booten über den Ärmelkanal das Vereinigte Königreich ansteuern. Es ist zum Teil Symbolpolitik. Nach innen wollen die Konservativen bei jenen Wählern punkten, die Ängste und Ressentiments nicht mehr in den Schlaf finden lassen. Die Migranten sind dabei Sündenbock für die Defizite einer Gesellschaft, in deren soziales Netz die Politik der vergangenen Jahrzehnte immer größere Löcher gerissen hat.

Zugleich wollte man mit dem Abschieben von Migranten nach Ruanda eine abschreckende Wirkung erzielen. Ihre Asylanträge sollten erst in dem ostafrikanischen Land geprüft werden, und das ohne jede Aussicht, britischen Boden jemals legal zu erreichen. Den Menschenhandel und das Instrument der Perspektivlosigkeit hat sich London wohl auch bei der Commonwealth-Schwester Australien abgeguckt, wo Bootsflüchtlinge null Chance auf Asyl haben und in arme Inselstaaten deportiert werden.

nd.Kompakt – unser täglicher Newsletter

Unser täglicher Newsletter nd.Kompakt bringt Ordnung in den Nachrichtenwahnsinn. Sie erhalten jeden Tag einen Überblick zu den spannendsten Geschichten aus der Redaktion. Hier das kostenlose Abo holen.

Der Oberste Gerichtshof in London hat nun erst mal einen Strich durch diese Pläne gemacht und der Regierung von Rishi Sunak noch verdeutlicht, dass sie sich damit außerhalb des Rechts bewegt und Ruanda kein sicherer Zufluchtsort ist. Dasselbe sagten Menschenrechtsorganisationen von Beginn an.

Zu den Akten legen werden die Tories ihr Projekt nicht, sondern weiter tunen. Einwanderung nach Nutzwert bleibt das Ideal: Spezialisten, Fachkräfte und Malocher in unterbezahlten Mangelberufen wie der Pflege sind gewollt – der Rest soll dort bleiben, wo der Pfeffer wächst. Das Londoner Urteil zeigt auch, auf welch schmalem Grat andere Regierungen in Europa wandeln, die ebenfalls mit »Drittstaatenlösungen« liebäugeln.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.