Berliner Club About Blank: Tanzen gegen Antisemitismus

260 Raver starben beim Angriff der Hamas im Oktober. Der Protest in der Techno-Szene dagegen war leise. Ein Partykollektiv will das nun ändern.

  • David Vilentchik
  • Lesedauer: 2 Min.
Tanz den Marx: Der linke Club About Blank in Friedrichshain
Tanz den Marx: Der linke Club About Blank in Friedrichshain

Eigentlich wollten junge Menschen im Süden Israels die Freiheit feiern. Doch am 7. Oktober schlug die Euphorie in einen Albtraum um: Hamas-Terroristen überwanden mit Paraglidern und Jeeps die Grenze zu Gaza und verübten ein Massaker. Verzweifelt versuchten die Festivalbesucher zu fliehen. Mindestens 260 Menschen schafften das nicht, sie fielen der erschreckenden Attacke zum Opfer.

Statt die Gewalttaten zu verurteilen, hüllten sich weite Teile der linksalternativen Musikszene in Schweigen. Solidarische Gesten waren kaum zu vernehmen, zum bestialischen Abschlachten gab es, wenn überhaupt, nur leise Töne. Vielmehr häuften sich auf den Social-Media-Seiten von DJ-Kollektiven und Plattenverlegern Rufe nach Unterstützung für den »palästinensischen Widerstand«.

Der Techno-Club About Blank will das Schweigen brechen. Am 19. November veranstaltet ein Veranstaltungskollektiv eine Solidaritätsparty unter dem Titel »Moving The Needle« (zu Deutsch: »die Nadel bewegen«). Das Motto ist auch der Name des neu gegründeten Kollektivs.

Im Club soll neben der Musik verschiedener DJs auch ein Panel mit den Journalisten Anastasia Tikhomirova, Nicholas Potter und dem Produzenten Ori Raz abgehalten werden.

Das About Blank gilt als einer der wenigen linken israelsolidarischen Veranstaltungsorte in Berlin. »Seit dem 7. Oktober haben wir einen drastischen Anstieg von Antisemitismus erlebt«, heißt es in der Ankündigung zu der Party. Dieser Antisemitismus sei »von bedeutenden Teilen der Kunst- und Kulturszene befeuert« worden. Die Veranstalter stellen sich die Frage: »Können wir überhaupt noch von einem ›Wir‹ sprechen, wenn Teile unserer Szene die Notwendigkeit der Solidarität mit den Opfern des Supernova-Festivals ignorieren?« Auch müsse man sich fragen, »wer in diesen Räumen derzeit sicher ist«.

Die Einnahmen sollen an drei Organisationen gespendet werden: Tribe of Nova, den Veranstalter des Supernova-Festivals, das Ziel der Hamas-Attacke war, die Beratungsstelle Ofek (Hebräisch: »Horizont«), die auf Deutsch, Englisch, Russisch und Hebräisch Opfer von antisemitischen Übergriffen begleitet, sowie Beit El-Meem, ein Verein, der homosexuellen und anderen queeren Menschen aus der arabischen Community in Israel Hilfe anbietet.

Allerdings soll mit der Soli-Party nicht nur Betroffenen von Antisemitismus und Queerfeindlichkeit geholfen werden. Vielmehr sollen Freiheit, Vielfalt und Lebenslust wieder in das Zentrum gerückt werden, heißt es auf der Webseite.

»Moving the Needle«, 19. November, ab 14 Uhr, About Blank, Markgrafendamm 24

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