Ungleich klimaschädlich

Reiche verursachen weit mehr Emissionen als der Rest der Welt

  • Joachim Wille
  • Lesedauer: 3 Min.

Rund 8,1 Milliarden Menschen leben derzeit auf der Welt und alle tragen Verantwortung dafür, dass sich die Erdatmosphäre aufheizt. Doch die Beiträge sind extrem unterschiedlich. So hat das reichste Prozent der Weltbevölkerung im Jahr 2019 so viele Treibhausgase verursacht, wie die ärmeren zwei Drittel zusammen. Das geht aus einer am Montag vorgelegten Untersuchung der Entwicklungsorganisation Oxfam hervor. Auch in Deutschland sei die Ungleichheit extrem.

Für den Bericht »Climate Equality: A Planet for the 99%« hat Oxfam mit dem »Stockholm Environment Institute« zusammengearbeitet. Darin analysieren sie die konsumbedingten Emissionen nach Einkommensklassen im Jahr 2019 und in den vorherigen Jahren seit 1990. Die Studie wurde zehn Tage vor dem bevorstehenden Klimagipfel der Vereinten Nationen in Dubai veröffentlicht.

Den Berechnungen zufolge steigen die CO2-Emissionen mit wachsendem Einkommen, etwa durch größere Häuser, größere und mehr Autos, häufigere Flugreisen und insgesamt höheren Konsum, im Extremfall in Form von Luxusvillen, Megajachten und Privatjets. Oxfam betont: »Es treten extreme Unterschiede zwischen den Treibhausgasemissionen der Reichen und Superreichen und dem Rest der Welt zutage.«

So habe das Konsumverhalten des reichsten Prozents der Weltbevölkerung im Jahr 2019 – damals 77 Millionen Menschen – rund 16 Prozent der globalen Emissionen verursacht. Das sei mehr als der CO2-Ausstoß des weltweiten Straßenverkehrs. Die reichsten zehn Prozent der Weltbevölkerung wiederum seien für rund die Hälfte der Treibhausgasemissionen verantwortlich gewesen.

Die Verfasser der Studie rechnen vor, wie stark die Emissionen der Reichen mit den Vorgaben des Pariser Klimaabkommens kollidieren. Dabei liegt die Annahme zugrunde, dass jeder Mensch gleich viel emittieren darf. Laut der vorgelegten Prognose wird jemand, der zum reichsten Prozent der Weltbevölkerung zählt, im Jahr 2030 im Schnitt etwa 22-mal mehr CO2 ausstoßen, als mit dem 1,5-Grad-Ziel des Paris-Abkommens vereinbar wäre.

Auch in Deutschland existiert eine starke Schieflage. Die reichsten zehn Prozent waren hier im Jahr 2019 für 28 Prozent der durch Konsum bedingten Emissionen verantwortlich. Das reichste Prozent hatte davon einen Anteil von acht Prozent.

Dabei lag der CO2-Ausstoß im reichsten Prozent bei durchschnittlich 83,3 Tonnen. Das ist mehr als 15-mal so viel wie in der ärmeren Hälfte der deutschen Bevölkerung (5,4 Tonnen) und immer noch siebenmal so viel wie in der verhältnismäßig wohlhabenden Mittelschicht der mittleren 40 Prozent (11,4 Tonnen).

»Durch ihren extremen Konsum befeuern die Reichen und Superreichen die Klimakrise, die mit Hitzewellen, Dürren oder Überschwemmungen die Lebensgrundlagen von Milliarden Menschen bedroht, insbesondere in den einkommensschwachen Ländern des globalen Südens«, sagte Manuel Schmitt von Oxfam Deutschland.

Mit Blick auf den anstehenden Klimagipfel in Dubai fordert Oxfam darum, den Ausstieg aus den fossilen Energien voranzutreiben, und zwar vor allem in den reichen Industrieländern. Denn die hätten historisch am stärksten zur Klimakrise beigetragen. Der fossile Ausstieg ist ein Hauptthema in Dubai.

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Hierfür bedürfe es auch neuer Steuern für klimaschädliche Konzerne und auf die Vermögen und Einkommen der Superreichen, unterstreicht die Entwicklungsorganisation. Das würde den finanziellen Spielraum für den Übergang zu erneuerbaren Energien vergrößern und dazu beitragen, die extreme Ungleichheit in der Welt zu überwinden.

Letztlich brauche es aber eine Überwindung des gegenwärtigen Wirtschaftssystems und der Fixierung auf Gewinnstreben, Ausbeutung der natürlichen Ressourcen und konsumorientierte Lebensstile. Ein erster Schritt dazu sei dabei, Wachstum nicht mehr als Indikator für Fortschritt zu verwenden.

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