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Marat Nikandrow: Plötzlich Staatsfeind
Der Blogger Marat Nikandrow ist »aus Spaß« in Russland ausländischer Agent geworden.
Es ist eine Liste, auf der in Russland eigentlich niemand landen möchte. Seit 2012 stuft das Justizministerium Organisationen, Medien und Personen als sogenannte ausländische Agenten ein. Ein Repressionsinstrument, mit dem die Regierung Staatsfeinde, oder diejenigen, die sie dafür hält, an den Pranger stellt und ihnen die Finanzierungsgrundlage entziehen will.
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Diese Liste ist jetzt um einen ungewöhnlichen und vor allem unbekannten Namen länger. Marat Nikrandrow aus dem Moskauer Umland ist mit 19 Jahren nicht nur der jüngste ausländische Agent, sondern auch der erste, der seine Aufnahme selbst beantragt hat. Er wollte einfach wissen, wie das funktioniert, sagt der Jungunternehmer (führt einen Technikblog). Deshalb hat er sich »aus Spaß« selbst angezeigt und das Formular ausgefüllt, ohne ausländische Gelder nachzuweisen. Anderthalb Wochen später erklärte ihn das Ministerium tatsächlich zum ausländischen Agenten, ohne ihm zu sagen, was er jetzt zu tun habe, beschwerte sich Nikandrow gegenüber russischen Medien.
Die fehlende Handlungsanweisung dürfte indes sein geringstes Problem sein. Durch den neuen Status wird er Einnahmen verlieren, so viel ist klar. Denn bei einem Staatsfeind will niemand werben. Zudem wurden andere Behörden auf Nikandrow aufmerksam. Die Zensurbehörde Roskomnadsor hat ihn bereits vorgeladen, weil er einen Artikel eines ausländischen Agenten geteilt hat. Auch die Armee hat bereits angeklopft, will seine »Angaben überprüfen«.
Gegen seinen Status, der ihm laut Eigenaussage viele neue Bekannte in der Politik und der Bloggerszene beschert hat, will Nikandrow nicht vorgehen. Seine Aktion sei schon »eine besondere Form der Idiotie«, gibt er auf Telegram zu. Dennoch will er das Gesetz einhalten. So bleibt der 19-Jährige ausländischer Agent Nummer 713.
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