- Politik
- Nahost
Geisel-Deal: Einigung ohne Perspektive
Was folgt nach dem Abkommen Israels mit der Hamas?
Israel und die islamistische Hamas haben sich endlich auf die Freilassung von Geiseln geeinigt. Im Gegenzug sollen palästinensische Gefangene freikommen und die Waffen mehrere Tage schweigen. Die angekündigte Feuerpause ist längst überfällig angesichts der Tausenden von Toten. Doch wie geht es danach weiter? Ministerpräsident Benjamin Netanjahu wird nicht müde zu betonen, dass vorderstes Ziel seiner Regierung die Zerschlagung der Hamas bleibt. Der Krieg gehe weiter, tönt er martialisch und schwört die Soldaten auf einen langen Kampf ein. Das mag all jenen gefallen, die das laufende Töten und Sterben isoliert sehen wollen von dem zugrunde liegenden Konflikt um Land und Rechte der Palästinenser.
Wahrscheinlich wird der internationale Druck auf Israel zunehmen, einem endgültigen Waffenstillstand und einer Friedenslösung zuzustimmen. Mit der ultrarechten Regierung von Benjamin Netanjahu ist dies aber wenig realistisch. In der Regierungskoalition hat die Idee um sich gegriffen, wie es denn wäre, wenn sämtliche Palästinenser aus Gaza verschwinden würden? Einfach so, weil sie »freiwillig« in andere Länder auswandern. Dann wäre der Gazastreifen wieder frei für israelische Siedlungen. Ein gefährliches Gedankenspiel seitens unverantwortlicher israelischer Politiker. Die Reaktion der direkten Nachbarn auf eine solche Entwicklung wäre schwer abzuschätzen. Hier sind massive diplomatische Initiativen notwendig, um Netanjahu und seine Verbündeten zur Räson zu bringen.
Wer gewinnt durch das Abkommen? Zuallererst die Familien der verschleppten Geiseln, die nun freikommen. Das wiegt viel und mehr als jeder militärische Erfolg, mit dem sich Armee und Politik der Illusion hingegeben, mit einer Gewaltlösung bleibenden Frieden zu schaffen.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.