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Die Linke Berlin: Wähler wichtiger als Mitglieder
Über die künftigen Aufgaben der Berliner Linken
Die Berliner Linke hat allen Grund, sich über rund 700 Neumitglieder seit dem 19. Oktober zu freuen. Dass nach dem Abschied von Sahra Wagenknecht einige zur Partei stoßen würden, die sich schon abgewandt hatten, das war zu erwarten – nicht jedoch in diesem Umfang.
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Aber um die Zahl 700 richtig einzuordnen, muss man wissen, dass Berlins Linke vorher unter dem Strich 1000 Mitglieder verloren hatte – was sich auch auf die Finanzen des Landesverbands negativ auswirkte. Nicht zuletzt deswegen mussten jetzt die Abgaben der Abgeordneten und der Bezirksverordneten an die Partei erhöht werden. Es gilt auch zu bedenken, dass die jungen Leute, die nun kommen, oft noch studieren und einen entsprechend geringen Monatsbeitrag von wenigen Euro entrichten. Dagegen gehen mit jedem verstorbenen alten Genossen nicht nur dessen wertvolle Erfahrungen verloren, sondern auch Beitragszahlungen von oft 50 Euro und mehr im Monat.
Dies im Hinterkopf, war die Stimmung beim Landesparteitag am Freitagabend vielleicht doch ein bisschen zu euphorisch. Die großen Herausforderungen kommen erst noch: Eine mögliche Wiederholung der Bundestagswahl in den Berliner Wahlkreisen Anfang 2024 und dann im September die Landtagswahl in Brandenburg. Beide Wahlen könnten von existenzieller Bedeutung für die Gesamtpartei sein. Denn wenn die Brandenburger Linke die Fünf-Prozent-Hürde nicht überwindet, könnten die Tage der Sozialisten gezählt sein. Die Linke wird sich auf längere Sicht wohl kaum als Berliner Regionalpartei behaupten können. Wähler zu gewinnen ist deshalb wichtiger, als neue Mitglieder zu begrüßen.
Aber das soll keineswegs heißen, dass die Mitgliederzahl keine Bedeutung hat. Brandenburgs Genossen können im Wahlkampf sicher jede Hilfe aus Berlin gut gebrauchen. Da könnten sich auch die 700 Neumitglieder sehr gut nützlich machen.
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