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Antisemitismus in Berlin: Acht Vorfälle pro Tag
Nach dem Terroranschlag auf Israel: Antisemitismus nimmt in Berlin sprunghaft zu
Die Zahl antisemtischer Vorfälle in Berlin hat nach dem Terrorangriff der islamistischen Hamas auf Israel am 7. Oktober einen Höchststand erreicht. Dies geht aus einem aktuellen Bericht der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (Rias) Berlin hervor. Unter dem Titel »Nach dem Terror der Hamas« befasst sich die Veröffentlichung dezidiert mit den antisemitischen Nachklängen des 7. Oktober in Berlin. Und die schallen laut.
Insgesamt 282 Vorfälle habe Rias für den Zeitraum vom 7. Oktober, dem Tag des Anschlags auf Israel, bis zum 9. November, an dem an die Reichspogromnacht 1938 erinnert wird, dokumentiert. Das entspricht mehr als acht Angriffen täglich. Dem gegenüber steht ein Schnitt von zwei Angriffen pro Tag für 2022. Seit Beginn der Aufzeichnungen durch Rias im Jahr 2015 hat es keinen Monat gegeben, in dem mehr Vorfälle dokumentiert wurden, als im Oktober 2023.
Dabei habe es »einen Vorfall extremer Gewalt, 12 antisemtische Angriffe, 23 gezielte Sachbeschädigungen, 10 Bedrohungen, 235 Fälle verletzenden Verhaltens, darunter 23 Versamlungen, sowie eine Massenzuschrift« gegeben. Die Zahlen seien als vorläufig zu betrachten. Für einen kürzeren Zeitraum vom 7. bis 18. Oktober habe es eine Nachmeldungsquote von 50 Prozent gegenüber den zunächst erfassten Fällen gegeben.
Der Bericht listet einige Beispiele auf. Auf einer Demonstration am 18. Oktober hätten Teilnehmende »From the River to the Sea, Palestine will be free« (Vom Fluss bis zum Meer wird Palästina frei sein) und »Free Palestine from German guild« (Befreit Palästina von deutscher Schuld) gerufen. Vor einer Bar in Mitte habe ein Mann am 22. Oktober für andere Gäste hörbar gesagt, die Türkei habe Israel ein Ultimatum gesetzt und »die Juden sollen alle ins Gas«. Ein anwesender Security-Mitarbeiter habe beigepflichtet, dass man »sie alle vergasen« solle. Am 9. November sei eine Frau von Jugendlichen als »Parasit« beschimpft worden, als diese eine Israel-Fahne an ihrem Fahrradkorb entdeckt hatten. Eine Demonstration am gleichen Tag zum Gedenken an die Opfer der Reichspogromnacht sei mit Eiern beworfen worden. Teilnehmenden sei »Judenschlampe« und »Scheiß Israel« entgegengerufen worden.
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Die Gewalt gegen Jüd*innen zeige Wirkung, konstatiert der Rias-Bericht: »Jüdisches Leben findet weniger sichtbar und offen in Berlin statt.« Mit dem Wissen, dass es zu antisemitischen Reaktionen kommen könnte, würden Jüd*innen es vermeiden, sich als solche in der Öffentlichkeit zu erkennen zu geben und einschlägige Örtlichkeiten und Anlässe zu besuchen. Käme es zu Vorfällen in der Öffentlichkeit würden Jüd*innen eine zunehmende Entsoldiarisierung der Berliner Zivilgesellschaft wahrnehmen.
Grundlage der domumentarischen Arbeit von Rias ist eine leicht abgeänderte Version der Antismetismusdefinition der Internationalen Allianz zum Holocaust-Gedenken. Die IHRA-Arbeitsdefinition wird unter anderem von der Bunderegierung und vom Zentralrat der Juden in Deutschland anerkannt. Die möglichst breite Anerkennung einer gemeinsamen Definition von Antisemitismus sei Grundlage für dessen Bekämpfung; so die Idee der IHRA. Organisationen wie Human Rights Watch und Medico International kritisieren diese Definition als zu weitgehend und anfällig für eine Ineinssetzung von Israel-Kritik und Antisemitismus.
Nach dem 7. Oktober hat auch der antismuslimische Rassismus zugenommen. Das bundesweit arbeitende Bündnis Claim registrierte für den Zeitraum vom 13. bis 31. Oktober deutschlandweit 53 Vorfälle. Das entspricht zweieinhalb Vorfällen pro Tag.
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