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DFB-Fußballerinnen reden sich für ihren Traum von Olympia stark
Ein Sieg gegen Dänemark ist Pflicht. Ansonsten verlieren die deutschen Fußballerinnen die Chance auf Olympia und ihren Trainer
Rostock wirbt damit, den größten Weihnachtsmarkt in ganz Norddeutschland zu besitzen. Und wie es sich heutzutage gehört, ist zur Eröffnung am Montag der Weihnachtsmann mit einem Elektromobil vorgefahren, rundherum eine fast schon kitschig anmutende Winterlandschaft. Auf dem Wunschzettel von Horst Hrubesch dürften die Minustemperaturen und eine geschlossene Schneedecke eigentlich nicht gestanden haben. Seit Wochenbeginn bereiten sich schließlich die deutschen Fußballerinnen an der Ostsee auf die wichtigste Aufgabe seiner zweiten Amtszeit als Bundestrainer vor. Anfangs sehr beschwerlich auf gefrorenem Rasen. Seit Mittwoch stellte immerhin der Männer-Zweitligist Hansa Rostock eine halbwegs grüne Trainingsfläche zur Verfügung, schließlich müssen die Spielerinnen des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) das anstehende Nations-League-Duell gegen Dänemark im nahezu ausverkauften Ostseestadion (Freitag 20.30 Uhr) mit zwei Toren Differenz gewinnen.
Nur die Gruppensieger spielen Ende Februar 2024 beim Finalturnier die letzten zwei freien Olympia-Startplätze aus. Gelingt das nicht, ist Hrubeschs Mission bereits nach dem Auswärtsspiel in Wales am kommenden Dienstag beendet. Ans Scheitern verschwendet der winterfeste Hoffnungsträger allerdings keine Gedanken. Lieber mischte der 72-Jährige ohne Handschuhe bei einer Schneeballschlacht mit, um unerschrocken Tatendrang vorzuleben. »Das sind die Spiele, die du willst. Wir müssen klar aufzeigen, dass wir bereit sind, einen Schritt mehr zu machen.« Zu jeder Jahreszeit.
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Das erkennbare Leitmotiv des Trainers ist, sein Ensemble vor dem eisigen Stresstest an der Küste stärker zu reden, als dieses vielleicht gerade ist. Hrubesch weiß, dass »seine Mädels«, wie er gerne im väterlichen Tonfall sagt, besser spielen müssen als zuletzt gegen Wales (5:1) und Island (2:0): »Wir waren uns hinterher alle einig, dass noch mehr gehen muss und auch mehr gehen kann.«
Hrubesch und sein Vertrauter Thomas Nörenberg, dessen Rolle als Co-Trainer bis zur EM in England vielfach unterschätzt wurde, haben es mit ihrer offenen und zugleich fordernden Art immerhin geschafft, neben dem Spaß auch wieder Überzeugung zu vermitteln. Beide seien »super Typen«, beteuerte Torhüterin Merle Frohms, die nach ihrer überstandenen Gehirnerschütterung zwischen die Pfosten zurückkehrt. Die 28-Jährige bekundete den unbedingten Willen, eine »Mission« zu erfüllen. Und: »Wir wissen, dass wir in der Lage sind, Dänemark zu schlagen, und dafür brauchen wir keine Wunderdinge zu machen.« Bei der EM 2022 gelang gegen die Skandinavierinnen immerhin ein klarer Auftakterfolg (4:0).
Jetzt allerdings wirkt die Nations-League-Premiere (0:2) nach, bei der eine völlig verunsicherte DFB-Auswahl ohne Aufarbeitung des WM-Desasters das Hinspiel mit Ansage verlor, angeleitet von Co-Trainerin Britta Carlson, die für die krankgeschriebene Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg eingesprungen war. Im Nachhinein erfolgte die Inthronisierung des Notretters Hrubesch inmitten der »MVT«-Posse zu spät.
Seitdem hat er zwar auch keinen konsequenten Schnitt im Kader gemacht, jedoch wiederholt die Teilnahme an den Olympischen Spielen 2024 beworben. »Olympia ist das absolute Highlight. Allein für den Frauenfußball in Deutschland ist das ein Ansporn«, sagt der Allroundhelfer, der mit den Männern 2016 in Rio de Janeiro beinahe Olympiasieger geworden wäre, als er erst im Finale von Gastgeber Brasilien gestoppt wurde. Die Frauen gewannen parallel unter Erfolgsgarantin Silvia Neid die Goldmedaille.
Für Mittelfeldfeldspielerin Sara Däbritz bleiben diese Olympischen Spiele »immer in meinem Herzen und sind unvergesslich«. Es sei einfach ein besonderes Event, »weil du dein Land vertrittst, mit Sportlerinnen aus der ganzen Welt«. Ob das olympische Turnier in der Werthaltigkeit sogar vor EM oder WM stehe, sei dahingestellt. Indes steht für die mittlerweile weder im Verein noch im Nationalteam gesetzte 28-Jährige fest: »Es lohnt sich, dafür zu kämpfen und alles zu geben.«
Trotzdem wäre es töricht, wenn DFB-Geschäftsführer Andreas Rettig nicht auch den Worst Case vorbereiten würde. Insofern war es schon interessant, was Führungskräfte im Team wie Merle Frohms zur Trainerfrage äußerten, die sich zwangsläufig demnächst stellen wird: »Für uns Spielerinnen ist es wichtig, dass es menschlich, aber auch fachlich passen wird. Welches Alter oder welches Geschlecht, das ist dann völlig egal.« Vorher aber will der Verband eine Verantwortliche für den Frauenfußball vorstellen. Topfavoritin für das Amt der Sportdirektorin ist Nia Künzer, die sich zurzeit zwar nicht äußert, aber ihre Vita als Weltmeisterin, ihre Fachkenntnis als ARD-Expertin und nicht zuletzt ihre Führungserfahrung mit der Leitung eines Dezernats in der Flüchtlingsverwaltung vorweisen kann: Bei der 43-jährigen vereinen sich einige Qualitäten, um den deutschen Frauenfußball wieder so zum Strahlen zu bringen wie gerade den größten Weihnachtsmarkt im Norden.
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