- Politik
- Personalie
Adam Kadyrow: Nachwuchs-Diktator
Adam Kadyrow hat zu seinem 16. Geburtstag Orden und eine Armeeeinheit bekommen.
Faulheit kann man Adam Kadyrow nicht vorwerfen: Schon mit sechs Jahren konnte der drittälteste Sohn von Ramsan Kadyrow, dem diktatorisch herrschenden Präsidenten der Nordkaukasusrepublik Tschetschenien, den Koran auswendig. Kurz danach begann er mit Mixed Martial Arts, seine Kämpfe wurden im tschetschenischen Fernsehen übertragen. Obwohl er so ziemlich jeden Kampf gewann, nahm außerhalb der Kämpfergemeinde kaum jemand Notiz von ihm.
All das änderte sich mit Adams bisher unfairstem Kampf. Ende September veröffentlichte Vater Ramsan ein Video, indem Sohn Adam den 19-jährigen Nikita Schuraljow verprügelt. Schuraljow hatte in Wolgograd einen Koran verbrannt und wurde deshalb nach Tschetschenien verschleppt, wo er wegen der Beleidigung religiöser Gefühle im Gefängnis sitzt. Dass ein damals 15-Jähriger vor der Kamera einen Gefangenen verprügelt, schien für die Justiz kein Problem zu sein.
Ganz im Gegenteil: Statt einer Strafe erhielt Adam in Rekordzeit jede Menge Auszeichnungen. Als »Beispiel für einen zielstrebigen jungen Menschen« wurde der Kadyrow-Spross schon im Oktober »Held Tschetscheniens«, der Auftakt einer Medaillenflut. Bis Mitte November wurde aus einem Teenie ein Teenie mit neun Ehrentitel, darunter höchste Auszeichnungen aus anderen Regionen wie Tatarstan und Kabardino-Balkarien, religiöse (für den Einsatz für den Islam), weltliche (»Für Verdienste im Dienst«) und kämpferische (»Für die Entwicklung der Russischen Speznas-Universität).
Einziger Wehrmutstropfen für den Nachwuchs-Diktator: Moskau will ihm bisher keine Medaille an die Brust heften. Dafür bekam er zu seinem 16. Geburtstag ein besonderes Geschenk. Adam wurde Betreuer des Scheich-Mansur-Bataillons, einer Einheit, geleitet vom Verdächtigen im Mordfall des Oppositionellen Boris Nemzow.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.
Vielen Dank!