Kein sicherer Ort mehr im Gazastreifen

Vereinte Nationen: Zahl der in Gaza getöteten Zivilisten »nimmt rapide zu«

  • Cyrus Salimi-Asl
  • Lesedauer: 3 Min.
Ein israelischer Apache-Hubschrauber feuert eine Rakete in Richtung Gazastreifen ab, gesehen vom Süden Israels aus.
Ein israelischer Apache-Hubschrauber feuert eine Rakete in Richtung Gazastreifen ab, gesehen vom Süden Israels aus.

Es gibt kein Entrinnen vor den Bomben für die Menschen im Gazastreifen, weder im Norden noch im Süden des 40 Kilometer langen Küstenstreifens. Die von Israel zu Beginn der Offensive angegebenen Schutzzonen im Süden sind längst nicht mehr sicher, seitdem die israelische Armee auch dort bombardiert und den Kampf am Boden aufgenommen hat.

Israels Militär hat seine Offensive verstärkt. Die Truppen seien nun auch »im Herzen« von Khan Junis, der größten Stadt im Süden des Gazastreifens. Auch im Norden gebe es heftige Kämpfe. Mit Blick auf die Zahl »der getöteten Terroristen, der Anzahl der Gefechte und des Einsatzes von Feuerkraft an Land und in der Luft« sei dies der bislang intensivste Tag seit Beginn der Offensive im Norden des Küstenstreifens Ende Oktober.

Durch die Ausweitung der israelischen Angriffe im Süden des Gazastreifens zählen die Vereinten Nationen immer mehr Todesopfer unter der Zivilbevölkerung. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) wird alle zehn Minuten ein Kind oder ein Jugendlicher in Gaza getötet. »Die Zahl der getöteten Zivilisten nimmt rapide zu«, schrieb der Generalkommissar des Palästinenserhilfswerks Unrwa, Philippe Lazzarini, in einer Mitteilung. Hauptleidtragende seien Zivilisten: Frauen, Kinder, Ältere, Kranke und Menschen mit Behinderungen. Seit der Wiederaufnahme der Kampfhandlungen und ihrer Ausweitung im Süden »wiederholen sich die Schrecken der vergangenen Wochen«, so Lazzarini.

Das Bombardement der israelischen Streitkräfte dauere an, nachdem ein weiterer Evakuierungsbefehl zur Verlegung von Menschen aus der Stadt Khan Junis nach Rafah erlassen worden sei. »Dieser Befehl löste Panik, Angst und Unruhe aus«, hieß es. Mindestens 60 000 weitere Menschen seien gezwungen worden, in bereits überfüllte Unrwa-Unterkünfte umzuziehen, weitere würden um Schutz bitten, schrieb Lazzarini weiter. Viele seien bereits mehrmals vor dem Krieg in andere Teile des abgeriegelten Gebiets geflohen.

Der Evakuierungsbefehl dränge die Menschen auf weniger als ein Drittel des Gazastreifens zusammen. »Sie brauchen alles: Nahrung, Wasser, Unterkunft und vor allem Sicherheit. Die Straßen in den Süden sind verstopft«, hieß es. Behauptungen, die Uno verfüge über Tausende von Zelten und plane die Eröffnung neuer Flüchtlingslager in Rafah, seien falsch, erklärte Lazzarini. Kein Ort in Gaza sei sicher, weder im Süden noch in Rafah oder in irgendeiner ausgewiesenen »sicheren Zone«.

Die israelische Armee hat eine Evakuierungskarte erstellt, die den Gazastreifen in Hunderte kleine Zonen unterteilt, um Zivilisten über Kampfzonen zu informieren. Doch haben die Menschen vielfach weder Strom noch Internet, um sich die Karte anzusehen. Viele wüssten auch nicht, wie sie mit ihr umgehen sollten. Im Süden Gazas drängen sich Hunderttausende Palästinenser, die auf Israels Anweisung aus dem Norden des Gebiets dorthin geflohen waren.

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