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Vier neue Fußballfelder im Potsdamer Norden
Drei Stadtverordnete von SPD, Linke und CDU entdecken geeignetes Areal für dringend benötigte Sportplätze
1990 zählte die Stadt Potsdam 139 000 Einwohner. Mittlerweile sind es 186 000 und prognostiziert ist ein weiteres Anwachsen auf 197 500 Einwohner bis zum Jahr 2030. Die zusätzlichen Menschen benötigen Wohnungen, Kitas und Schulen sowie durchaus auch Sportplätze.
Mehr als zehn Sportplätze fehlen jetzt schon, erklärt der Stadtverordnete Sascha Krämer (Linke) am Donnerstag. Die Stadt sucht händeringend nach geeigneten Flächen und stößt immer wieder auf den Widerstand alteingesessener Anwohner, die ihre Ruhe haben oder die Bäume retten wollen, die gefällt werden müssten.
Erfahren musste dies im August 2018 auch schon Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD), als er noch gar nicht Oberbürgermeister war, sondern noch Wahlkampf machte. Zwischen der Plattenbausiedlung Waldstadt II und den Gleisen des Bahnhofs Potsdam-Rehbrücke plante die Stadt einen sechs Hektar großen Campus für 1400 Schüler nebst Hort und Kita und außerdem noch zwei Vereinssportplätze. Die Schule wollten die Anwohner noch zähneknirschend akzeptieren, nicht aber, dass bis 22 Uhr lauthals Fußball trainiert wird und viele Amateursportler anschließend mit aufheulenden Motoren davonfahren. Nach dem Motto »Schulen, Kitas und Sportplätze ja, aber nicht bei mir vor der Haustür« könne es nicht laufen, beklagte Schubert seinerzeit tief im Süden der Landeshauptstadt.
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Im Norden haben die drei Stadtverordneten Leon Troche (SPD), Sascha Krämer (Linke) und Clemens Viehrig (CDU) nun ein exakt 53 174 Quadratmeter großes Areal an der Verlängerten Amtsstraße ausgemacht, das für zwei normale Fußballfelder plus zwei Kleinfelder und ein Vereinsheim mit Umkleide und Vereinskneipe ausreichen würde. Am Donnerstag besprachen sie ihre Idee an Ort und Stelle mit dem Baubeigeordneten Bernd Rubelt und mit Bernd Nicke, Geschäftsführer der kommunalen Wohnungsgesellschaft Pro Potsdam. Diese habe das betreffende Gelände gekauft, erläutert Krämer. Gemeinsam mit Troche und Viehrig will er für die Sitzung der Stadtverordnetenversammlung im Januar beantragen, hier einen der dringend benötigten Sportplätze zu schaffen. Nutzen könnte ihn der Fußballverein Potsdamer Kickers, dessen Mannschaften bisher auf vier bis fünf Stellen in der Stadt verteilt trainieren müssen.
»Die Verwaltung äußert sich sehr positiv zum Standort«, freut sich Leon Troche. »An diesem Standort kann eine moderne Sportstätte entstehen«, ist Krämer überzeugt. Zwei bis drei Jahre könnte es nach seiner Schätzung dauern, bis alles fertig wäre. Man werde darauf achten, dass bei der Planung eine Rad- und Fußwegverbindung gleich mitgedacht werde, ergänzt Clemens Viehrig. Dass drei Kommunalpolitiker so unterschiedlicher Parteien gemeinsam Ideen entwickeln, kommt nicht alle Tage vor. »Nordallianz« wurde ihr Bund getauft. Er erinnert entfernt an die sogenannte Pizza-Connection junger Bundestagsabgeordneter von CDU und Grünen, die sich erstmals 1995 in einem italienischen Restaurant in Bonn trafen – was von den Parteioberen kritisch beäugt wurde. Von der CDU waren unter anderen Hermann Gröhe, Armin Laschet, Norbert Röttgen, Peter Altmeier und Ronald Pofalla dabei, von den Grünen beispielsweise Cem Özdemir, Volker Beck, Antje Hermenau und Rezzo Schlauch.
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