Bundeswehr spioniert aus dem Weltall

Eine Musk-Rakete hat die letzten beiden SARah-Satelliten gestartet

Der Start das ersten SARah-Satelliten mit einer Rakete des Elon Musk-Konzerns SpaceX.
Der Start das ersten SARah-Satelliten mit einer Rakete des Elon Musk-Konzerns SpaceX.

Die Bundeswehr hat am Sonntag zwei weitere Satelliten ihres neuen Aufklärungssystems ins All geschossen. Zusammen mit einem bereits im Juni 2022 in den Orbit beförderten Satelliten bilden sie das abbildende Aufklärungssystem SARah, mit dem das Militär seine »Krisenfrüherkennung und Krisenbewältigung« verbessern will. Bei dem Namen handelt es sich um ein Wortspiel mit der Abkürzung für Synthetic Aperture Radar, ein bildgebendes Radarverfahren, auf dem die Spionage aus dem Weltraum basiert.

Auftraggeber für SARah ist das Bundesministerium der Verteidigung, das hierfür rund 816 Millionen Euro ausgibt – eine Verdoppelung der ursprünglich angegebenen Kosten. Einen entsprechenden Beschluss hatte der Haushaltsausschuss des Bundestages 2013 gefasst. Der Start des ersten SARah-Satelliten war ursprünglich für 2018 geplant und musste mehrfach verschoben werden.

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Experten zufolge liefern die SAR-Trabanten Bilder in der Auflösung von 50 Zentimetern. Im Gegensatz zu optischen Satelliten sind die Radar-Aufnahmen unabhängig von Tageszeit und Wetter. Zu dem Gesamtsystem gehören auch zwei Bodenstationen zum Empfang der Daten aus dem All, eine davon soll sich in der Gemeinde Grafschaft im rheinland-pfälzischen Landkreis Ahrweiler und im schwedischen Kiruna befinden.

Bereits Mitte November waren die beiden Bundeswehrsatelliten mithilfe eines Transportflugzeugs der US-Luftwaffe von der rheinland-pfälzischen Ramstein Air Base nach Kalifornien geflogen. Der Start an Heiligabend erfolgte mit einer Falcon-9-Rakete der Firma SpaceX von der Vandenberg Space Force Base in Kalifornien (USA). Es war in diesem Jahr der 96. erfolgreiche Start des Unternehmens im Besitz des Milliardärs Elon Musk.

Nach einer Flugzeit von 25 Minuten hat die Rakete die Satelliten planmäßig im Weltall ausgesetzt. In der sogenannten Start- und frühen Orbitphase wurden anschließend die einzelnen Systeme hochgefahren und Funktionen überprüft. Kurz darauf konnten erste Signale empfangen werden, erklärte das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr. Nun werde der »Raumkörper« in seinen endgültigen Orbit gesteuert. Der »operationelle Vollbetrieb« des SARah-Systems ist demnach für September 2024 anvisiert.

Bei SARah handelt es sich um die Nachfolgemission des seit 2007 im Dienst befindlichen SAR-Lupe-Systems, dessen fünf Satelliten die Bundeswehr auch weiterhin nutzen will. Für die Realisierung beider Systeme und den späteren Betrieb vergab das militärische Beschaffungsamt den Hauptauftrag an OHB aus Bremen. Die Firma behauptet, mit SARah auch Aufnahmen durch Bäume, Tarnnetze und die oberste Bodenschicht machen zu können.

Als Unterauftragnehmer fungiert die Rüstungssparte von Airbus, die ebenfalls in Bremen ihren Hauptsitz hat. Airbus war für die Fertigung des ersten, bereits im All befindlichen »Phased-Array-Satelliten« zuständig. Dabei handelt es sich um eine teure Radar-Technik mit elektronischer Strahlschwenkung. Die nun in den Orbit beförderten Reflektorsatelliten sind eine Weiterentwicklung von SAR-Lupe und stammen von OHB. Die Firma betreibt auch im EU-Auftrag die Satelliten für das Galileo-Geoinformationssystem.

Das System soll bis mindestens 2033 Daten liefern. Sie werden von der Dienststelle »Zentrale Abbildende Aufklärung« des Bundeswehr-Organisationsbereichs Cyber- und Informationsraum in Grafschaft in Rheinland-Pfalz ausgewertet. Seit 2009 betreibt die Bundeswehr im nordrhein-westfälischen Uedem auch ein Weltraumlagezentrum.

Mit einem »Geheimen Elektro-Optischen Reconnaissance System Germany« (Georg) sollte auch der Bundesnachrichtendienst (BND) ein weltallgestütztes Spionagesystem von OHB erhalten. Nach anfänglichen Planungen sollten die ersten Satelliten ab 2022 Aufnahmen liefern, derzeit wird dies für 2025 anvisiert. Bis dahin bleibt der Auslandsgeheimdienst auf kommerzielle Betreiber von Spionagesatelliten angewiesen. Auch die Bundeswehr könnte mit dem SARah-System die Aufklärungslücke des BND schließen.

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