Nazis in Brandenburg: Rechtsrock hat sich eingebürgert

2023 meldete Brandenburgs Polizei 17 neue Tonträger bei der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien

  • Ralf Fischer
  • Lesedauer: 2 Min.

In den vergangenen 30 Jahren entwickelte sich in Brandenburg eine Rechtsrockszene mit unzähligen Bands, Musiklabels und Veranstaltungsorten, die teils bundesweit Einfluss besitzt. Das Landeskriminalamt meldete allein im vergangenen Jahr 17 Tonträger aus dem rechtsextremen Milieu bei der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien. 2022 registrierte der Verfassungsschutz 25 rechte Bands und 14 Liedermacher, darunter Aryan Brotherhood aus Potsdam, Frontalkraft aus Cottbus und Sons of Odin aus dem Landkreis Oder-Spree.

Der Geheimdienst konstatierte, dass »mit Blick auf die Einwohnerzahl aus Brandenburg noch immer die wohl umtriebigste rechtsextremistische Hassmusik(er)szene Deutschlands« komme. Eine breit aufgestellte Label-Struktur sorge »beständig für Nachschub«. Die Begleitmusik zu Mord und Totschlag bietet eine einträgliche Möglichkeit, Einnahmen für politische Aktivitäten zu erzielen. Für Produktion und Vertrieb sorgen meist rechte Labels. Eines der bekanntesten ist »One People One Struggle Records« (Opos Records) in Lindenau (Oberspreewald-Lausitz). Der englische Name steht für die Parole: Ein Volk, ein Kampf!

Einen Tag vor Weihnachten trafen sich rund 40 zumeist männliche Teilnehmer zu einer Feier von Opos Records in der Parkgaststätte von Lindenau. Die meisten Besucher kamen aus Sachsen und Brandenburg, unter ihnen der Niederlausitzer Kreisvorsitzende der Partei »Die Heimat« (ehemals NPD). Schon früher wich die rechte Szene auf kleinere Feiern mit musikalischer Umrahmung aus, weil sich so Konzerte weitaus unkomplizierter durchführen lassen.

Muckefuck: morgens, ungefiltert, links

nd.Muckefuck ist unser Newsletter für Berlin am Morgen. Wir gehen wach durch die Stadt, sind vor Ort bei Entscheidungen zu Stadtpolitik – aber immer auch bei den Menschen, die diese betreffen. Muckefuck ist eine Kaffeelänge Berlin – ungefiltert und links. Jetzt anmelden und immer wissen, worum gestritten werden muss.

Gegründet wurde das Label vor über 16 Jahren von Sebastian Raack. Damals war es noch im sächsischen Dresden angesiedelt. 2016 zog Raack nach Brandenburg. In Ortrand erwarb er das Hotel »Deutsches Haus«, in Lindenau kaufte er die »Parkgaststätte«. Unter ihrer Anschrift firmieren nun der Versandhandel und das Musiklabel. Der umtriebige Rechtsextremist war laut Recherchen von Antifaschisten Inhaber des Postfachs der Sektion Südbrandenburg von Blood & Honour, einer neonazistischen Organisation, die im Jahr 2000 verboten wurde. In Lindenau sponsert Raack regelmäßig Dorffeste und spielt in der Fußballmannschaft von Blau-Weiß Lindenau. Er betreibt seit Sommer 2017 den Pizzalieferdienst »Pizza 18«. In der rechten Szene ist die Zahl 18 ein Code für Adolf Hitler.

Innenminister Michael Stübgen (CDU) erklärt, dass »Hassmusiker und ihre menschenverachtenden Botschaften in Brandenburg kein Gehör finden« dürften. Deswegen gehe die Polizei seit Jahren konsequent gegen extremistische Werke vor. Doch das Land ist schon lange ein Schwerpunkt des Rechtsrocks.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -