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Alerta Fashionista!

Sheila Mysorekar hat einen Wandel bei »Frauenzeitschriften« festgestellt

Früher waren Modezeitschriften ein zuverlässiges Bollwerk des Patriarchats. Sie trichterten Frauen gnadenlos ein, wie sie zu sein hatten: dünn, schick und angepasst, denn sonst würden sie keinen Mann abbekommen. Und das war natürlich das Wichtigste im Leben – den Richtigen zu finden und zackzack zu heiraten.

Wenn ich heute eine Modezeitschrift durchblättere oder durchscrolle, dann sieht das auf den ersten Blick genauso aus. Styling für Partys, Nagellacke, Datingtipps. Aber das ist nur die Fassade. Dahinter wird gerade eine Revolution vorbereitet, so woke wie sie nur sein kann, im eigentlichen Sinne des Wortes: feministisch, schwarz, machtkritisch und total cool. Wer in Modezeitschriften nur die Fotos anschaut, verpasst, was sich in den Texten zusammenbraut. Nämlich der Umsturz der Gesellschaft.

Die deutsche Ausgabe der »Vogue« ist subversiv – anders kann man es nicht nennen. Zwischen Artikeln über neue Beautytrends 2024 (Glitzerlidschatten) und angesagte Accessoires (Haarreifen) findet sich unter anderem: das Portrait einer Kriegsberichtserstatterin im Nahen Osten, das feministische Kontra der Rapperin Shirin David gegen sexistische Äußerungen von Thomas Gottschalk, Lesetipps für queere Bücher »Die besten 5 LGBTQIA+-Bücher des Jahres« und ein Interview mit einer Politikwissenschaftlerin über rechtsextreme Codes und Farbsymbolik. Wo soll das alles hinführen, wenn Frauen solche Texte lesen, anstatt ihre Frühlingsdiät zu planen?

Sheila Mysorekar

Sheila Mysorekar ist Vorsitzende der Neuen Deutschen Organisationen, einem Netzwerk postmigrantischer Organisationen. Für »nd« schreibt sie die monatliche Kolumne »Schwarz auf Weiß«. Darin übt sie Medienkritik zu aktuellen Debatten in einer Einwanderungsgesellschaft.

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Apropos Diät: Die Modeartikel sind bebildert mit Models in allen Farben und Formen – dünn, durchschnittlich, rundlich. Models, die nicht alle normschön sind, auch eine Frau im Rollstuhl ist dabei. Stichwort: Bodypositivity. Coverstar der aktuellen Januar-Ausgabe der »Vogue« ist eine koreanische DJ. Coverstar der September-Ausgabe war Ashley Graham, ein sogenanntes Plus Size-Model. Und mit ihr wurde diskutiert, ab wann es endlich nicht mehr nötig sein würde, über Gewicht zu sprechen.

Modezeitschriften stellen nun permanent in Frage, wie Frauenbild und Frauenrolle definiert werden. Männer denken ganz naiv, dass ihre Ehefrauen oder Freundinnen sich lediglich über die neuesten Modetrends aus Paris informieren, aber insgeheim wird dabei das Patriarchat unterminiert. Perfide!

Interessant auch die Rubriken, die in diesen Zeitschriften einen festen Platz haben. Bei Online-Ausgabe von »Elle« findet man im Drop-down Menü unter Fashion, Beauty, Lifestyle, Horoskop auch eine Rubrik »Female Empowerment« mit einem klar feministischen Blick: Themen wie Femizid, benevolenter (»wohlgemeinter«) Sexismus, Gewalt in der Partnerschaft, und auch ein Artikel mit dem Titel »Laut Studie: Unverheiratete, kinderlose Frauen sind am glücklichsten!« findet sich dort. Wie bitte?! Das in einer Zeitschrift, deren heiligste Aufgabe es ist, junge Frauen in Crash-Diäten und auf den Heiratsmarkt zu drängen?

Selbst »Brigitte«, dieser biedere Klassiker unter den deutschen Modezeitschriften, hat eine Rubrik namens »Starke Frauen – starke Storys«. Da geht es nicht um das Erwartbare, also etwa Mütter, die trotz aller Schicksalsschläge ein Fels in der Brandung sind, sondern beispielsweise eine Reportage mit dem Titel »Ich liebe eine trans Frau«. In der »Brigitte«! Die Zeiten ändern sich, ganz offensichtlich.

Lesen Sie auch: Gewalt an Frauen: Mehr als abstrakte Theorie – Livia Lergenmüller über gewalttätige Alltagserfahrungen im Patriarchiat.

Die Frauenzeitschrift »Petra«, eigentlich noch biederer als »Brigitte«, versteckt hinter der Rubrik »Sex« sehr informative Texte über Verhütungsmethoden. Und viele Artikel über ganz unterschiedliche Themen sind mit BPoC-Models bebildert. Schwarze, asiatische, arabische und weiße Gesichter mit einer so lässigen Selbstverständlichkeit, die ich bei großen Tageszeitungen oder politischen Zeitschriften vermisse. »Petra« ist offensichtlich ganz weit vorne beim gesellschaftlichen Umbruch, den CDU-Chef Friedrich Merz und die Springer-Presse vergeblich zu stoppen versuchen.

Und der ultimative Beweis der feministischen Revolution in den Modeblättchen: Durchgängig wird gegendert! Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis die woke »Vogue« in Bayern verboten wird.

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