- Kommentare
- Bauernproteste
Aktionen der Bauern nicht mit Letzter Generation vergleichbar
Cem Özdemir vergleicht die Blockade einer Fähre durch Landwirt*innen mit Aktionen der Letzten Generation – doch so einfach ist das nicht
Ob »Klimakleber« oder Bauern am Fährhafen, er messe immer mit dem gleichen Maß, sagt Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne). Zuvor hatten Landwirt*innen aus Protest gegen den geplanten Abbau von Subventionen eine Fähre blockiert, mit der Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) aus seinem Urlaub von der Hallig Hooge zurückkehren wollte. »Gewalt und Nötigung sind verachtenswert und schaden auch dem Anliegen«, so Özdemir weiter.
Allerdings misst Özdemir nicht mit gleichem Maß, wenn er die Letzte Generation und die Landwirt*innen in einen Topf wirft, sondern bedient das populäre Narrativ, die Klimaaktivist*innen würden ihre Ziele mit Gewalt durchsetzen, obwohl es deutliche Unterschiede gibt zwischen den Blockaden der Letzten Generation und der Aktion der Bäuer*innen. Zunächst bleiben die Klimademonstrierenden stets friedlich und stürmen nicht auf Menschen zu, wie am Donnerstag an der Fähre geschehen. Ihre Aktionen richten sich entweder gegen die autofahrende Allgemeinheit oder gegen konkrete klimaschädliche Konzerne. Auch Politiker*innen werden von ihnen zur Verantwortung gezogen – in ihrer Rolle als Machthabende, nie als Privatpersonen, die sie im Urlaub sind.
Dass der Bauernprotest eine Einzelperson am Ende ihrer Ferien angreift, kann man »verachtenswert« nennen, aber hat nichts mit den Methoden der Letzten Generation zu tun. Und schließlich legen die Klimaaktivist*innen neben ihrem Protest großen Wert auf Gespräche mit Politiker*innen – ein solches Angebot von Habeck sollen die Landwirt*innen ausgeschlagen haben.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.