Selenskyjs »Friedensformel«: Mit Alchemie zum Frieden

Daniel Säwert zum Ukraine-­Treffen in Davos

  • Daniel Säwert
  • Lesedauer: 2 Min.

Über Jahrhunderte suchten die Alchemisten des Mittelalters nach der Formel, die unedle Stoffe in edle Stoffe verwandeln würde. Einen ähnlichen Ansatz verfolgt auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj. Den Krieg, den Russland mit seiner Invasion im Februar vor zwei Jahren in der Ukraine entfacht hat, will er mit einer Formel bannen. Den Weg zurück zum Frieden, so ist Selenskyj überzeugt, hat er bereits gefunden. Nun müssen Partner und Weltöffentlichkeit nur noch davon überzeugt werden, dass es der einzig mögliche ist.

Russland, so sieht es Selenskyjs »Friedensformel« vor, müsse sich nur aus den besetzten Gebieten der Ukraine zurückziehen und in Form von Haftstrafen für seine Verantwortungsträger und mit milliardenschweren Reparationen für den Überfall bezahlen. Diese Bedingungen für Gespräche mit Moskau hat Kiew bereits auf drei Konferenzen präsentiert, in Davos folgte nun die vierte.

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Doch auch die wird kein Wunder herbeiführen. Denn die seit Monaten unverändert beibehaltene »Friedensformel« ist in Bezug auf eine wichtige Variable unrealistisch. Ohne einen Deal mit Moskau geht es nicht, wie der Schweizer Außenminister Ignazio Cassis gleich zu Beginn des Treffens anmerkte. Auch China und die BRICS-Staaten würde er gerne mit am Vergandlungstisch sehen. Der Konsens für den Frieden soll so breit wie möglich sein.

Selenskyj aber scheint nicht bereit, seine Formel (und seine Gesprächspartner) den Realitäten anzupassen: Er setzt weiter auf einen Siegfrieden. Und das obwohl die großangekündigte Gegenoffensive mit massiven Verlusten für die eigene Armee gescheitert ist. Ein Sieg gegen die Invasoren auf dem Schlachtfeld scheint aktuell unrealistisch.

Die Alchemisten haben die Formel fürs Goldmachen nie gefunden. Und auch Kiews wird nicht zum Frieden führen, sondern den Krieg nur verlängern.

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