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Erik Prince: Militanter Neokolonialist
Blackwater-Grüner Erik Prince fordert eine Zwangsverwaltung schlecht regierter» Länder weltweit
Man könnte ihn eine ehrliche Haut nennen: Erik Dean Prince, Gründer des Söldner-Unternehmens Blackwater, heute Academi. Seit November hat der ansonsten medienscheue Milliardär (geschätztes Privatvermögen: zwei Milliarden US-Dollar) seinen eigenen Podcast «for the prepared» (also für jene, die «bereit» oder «vorbereitet» sind). Darin äußert er sich wöchentlich zu aktuellen Konflikten weltweit und zur sicherheitspolitischen Lage in den Vereinigten Staaten. «Off leash with Erik Prince» nennt sich die auf Youtube und Spotify verfügbare Reihe. Off leash heißt «von der Leine», was hier wohl für aggressiv und unverblümt steht.
In einer diese Woche ausgestrahlten Folge äußert sich der 54-Jährige über von der «illegalen Massenimmigration» in die USA ausgehende Gefahren. Als wesentliche Ursache für die «Migrantenflut» sieht er schlechtes Regieren in armen Ländern der «ganzen Welt», insbesondere «so ziemlich in ganz Afrika». Die Regierungen dort wirtschafteten in die eigene Tasche, statt für das Wohlergehen ihrer Bürger zu sorgen.
Schlussfolgerung des Experten für lukrative Deals mit korrupten und autokratischen Regierungen im militärischen Bereich: «Es ist Zeit für uns, den imperialen Hut wieder aufzusetzen und zu sagen: Wir werden diese Länder beherrschen, wenn sie unfähig sind, sich selbst zu regieren, denn genug ist genug. Wir haben die Invasion (Fremder) satt.» Nachfrage seines Stichwortgebers: Sprechen Sie darüber, dass Sie Kolonialist sein wollen? Antwort: «Absolut. Ja.»
Was für Prince «gute» Regierungen sind? Auf jeden Fall solche ohne demokratischen Firlefanz. Als Beispiele nennt der die jeder Rechtsstaatlichkeit Hohn sprechende, aber in der Bekämpfung von tödlicher Gewalt erfolgreiche Herrschaft von Nayib Bukele in El Salvador oder die ultraneoliberale, soziale Errungenschaften einstampfende des neuen Präsidenten von Argentinien, Javier Milei.
Teller und Rand ist der nd.Podcast zu internationaler Politik. Andreas Krämer und Rob Wessel servieren jeden Monat aktuelle politische Ereignisse aus der ganzen Welt und tischen dabei auf, was sich abseits der medialen Aufmerksamkeit abspielt. Links, kritisch, antikolonialistisch.
Blackwater hat der frühere Offizier der US-Marine bereits 2009 weiterverkauft. Er ist aber bis heute in der Branche für Dienstleistungen im Sicherheitsbereich für Staaten tätig, führt unter anderem ein in Hongkong ansässiges Sicherheitsunternehmen. Bei einem erneuten Sieg von Donald Trump bei der US-Präsidentschaftswahl im November könnte er künftig noch eine herausgehobene Rolle in Geheimdienst oder Armee oder gar in der Regierung in Washington spielen.
«Wir», also die USA, sind seiner Ansicht nach «im Krieg» mit «der Kommunistischen Partei Chinas» und mit «dem Islam». Im Kampf gegen «das Böse» sind ihm, wie seine Karriere zeigt, alle Mittel recht. Das stellte er in seiner Zeit als Privatarmee-Chef ebenso unter Beweis wie in den Jahren, in denen er nach eigenen Angaben für eine Task Force der CIA arbeitete, die in verschiedenen Ländern mutmaßliche Terroristen umbrachte. Ohne Beweise versteht sich und Gerichtsverfahren verhindernd, in denen die vorsorglich Ermordeten ihre Verbindungen zu den US-Diensten ausplaudern könnten.
Als Prince noch Blackwater-Chef war, erschossen Söldner des Konzerns in Bagdad 17 irakische Zivilisten, unter ihnen ein neunjähriger Junge. Whistleblower sagten aus, Prince habe seine Beschäftigten ermutigt, Iraker sozusagen zum Spaß zu töten. Der Aufstieg von Blackwater begann nach den Anschlägen auf Ziele in den USA am 11. September 2001 mit dem anschließend vom damaligen Präsidenten George W. Bush ausgerufenen «War on Terror». Doch auch die Administration des demokratischen Präsidenten Barack Obama vergab ab 2009 weitere Großaufträge an Blackwater.
Der umtriebige Gründer der Privatarmee unterhält derweil auch zu den Herrschenden der Vereinigten Arabischen Emiraten gute Kontakte. Seit 2010 lebt er vornehmlich in Abu Dhabi. Auch zum chinesischen Geheimdienst hat er enge Verbindungen. In Österreich, wo er einen weiteren Wohnsitz hat, wurde er im Dezember zusammen mit vier weiteren Angeklagten vom Vorwurf freitgesprochen, gegen das Kriegsmaterialgesetz verstoßen zu haben. Die Anklage hatte gelautet, dass die Beschuldigten zwei Flugzeuge, die sich für militärische Zwecke umrüsten lassen, in Krisenstaaten ausgeführt zu haben.
Politisch gehört er zur christlichen Rechten. Neben der Republikanischen Partei bedenkt er auch katholische Einrichtungen seit Jahren großzügig.
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