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Rechtsintellektuelle: Braune Schwermut und gedankliche Notdurft

Alles, was rechts ist (Teil 11): Rechtsintellektuelle

  • Auch bekannt als: Rechts-»Intellektuelle«
  • Motto: »Wir haben Gutes von gestern!«
  • Weltbild & Ziele: Rechtsintellektuelle haben dem Zeitgeist den Kampf angesagt. Denn in ihren Augen ist er ein böser Spuk, der das Volk auf den Irrweg der Postmoderne gelockt hat, wo es sich zusehends von seiner nationalen Identität entwurzelt, den Kontakt zu seinen »eigentlichen Werten« verliert und orientierungslos in die historische Bedeutungslosigkeit strauchelt. Rechtsintellektuelle sehen sich als die politische Avantgarde, deren Aufgabe darin besteht, diese Zustände in einem »Kulturkampf« zu überwinden, um das Volk auf den rechten Pfand zurückzuführen. Mit alten, »bewährten Werten« wollen sie eine neue Ordnung erschaffen, die es dann zu erhalten lohne. Oder etwas postmoderniger ausgedrückt: Sie betreiben ideologisches Recycling aus der bio-deutschen braunen Tonne.
  • Auftreten & Charakter: Neurechte Vordenker inszenieren sich selbst gern als Dissidenten, die sich wahlweise im Widerstand zum allgemeinen »linken Mainstream« oder zu einer, den wahren Volkswillen unterdrückenden, »globalen Elite« befinden. Zudem sind sie in der Öffentlichkeit häufig um ein Verhalten bemüht, welches die Bürde ihres von Wissen und Erkenntnis schweren, ja schwermütigen, kritischen Geistes möglichst herausstellen soll.
  • Erscheinungsbild: Einige Rechtsintellektuelle hegen eine gewisse Vorliebe für den »Heidegger-Stil«, einer Mischung aus bildungsbürgerlichem Mindest-Chic (etwa Hemd oder Rollkragenpullover) und naturverbundener Rustikalität (z. B. Wolljackett oder trittfestes Schuhwerk).
  • Sonstige Merkmale: Eine ausgeprägte Neigung zu plötzlichen Anfällen von Denk- oder Lesehaltungen. Insbesondere, wenn Kameras in der Nähe sind.
  • Spezialfähigkeit: Rechtsschreibkorrektur – das effektive Umdeuten und Erfinden von Begriffen, um Aussagen eloquenter, vor allem aber deutlich harmloser wirken zu lassen, als sie sind.
  • Politische Strategie: Rechtsintellektuelle streben eine rechte »Kulturrevolution« an. Dafür arbeiten sie mit vielen anderen rechten Akteur*innen zusammen und unterstützen deren Agieren in der Öffentlichkeit: Sie entwickeln ihnen Kommunikationsstrategien, soufflieren die richtigen Formulierungen oder liefern passende Zirkelschlüsse, um Argumentationen – nun ja – geschlossen aussehen zu lassen. Wie »Kapillargefäße« sollen so ihre Thesen, Vorstellungen und Erzählungen allmählich die Gesellschaft durchdringen und dabei zunehmend den öffentlichen Diskurs und die Standards allgemeiner Wertvorstellungen verschieben. Neben der damit unweigerlich einhergehenden Wortakrobatik und einem unablässigen geschichtsrevisionistischen Geraune versuchen Rechtsintellektuelle auch immer wieder ein Bewusstsein für angebliche Probleme zu erzeugen, deren Lösung ganz zufällig vor allem sie selbst zu bieten hätten …
  • Wichtigste Medien: »Sezession«-Magazin, Junge Freiheit, »Cato«-Magazin, »Tumult«-Magazin sowie so ziemlich alle Veröffentlichungen des Antaios-Verlags. Und natürlich die vom Denkpanzer »Institut für Staatspolitik« veranstalteten Seminare im ideologischen Erziehungsheim Schnellroda.
  • Einfluss auf einer Skala von 1 (Minimum) bis 10 (Maximum): 8. Rechtsintellektuelle sorgen nicht nur dafür, dass etwa Parteilinge oder Identitäre ganze Sätze bilden können, sondern dass diese Sätze auch Teil der öffentlichen Debatte werden.
  • Marschieren gut mit: Rechten Parteilingen, Identitärer Bewegung, Burschenschaftler*innen, Völkischen Siedler*innen, Völkischen Ökos, Völkischen Weiberschaften und Querfrontler*innen.
  • Interne Differenzen mit: Liberal-Konservativen und Neoproprietaristen.
  • Erzfeinde: Universalismus, Egalitarismus, Liberalismus!
  • Mögliche Gegenstrategie: Da, wo es geht, die Kapillargefäße der Rechtsintellektuellen zur Ader lassen. Etwa, indem man ihr Wortgeklimper rückübersetzt zu dem, was damit eigentlich gesagt wird, ihre Strohhäuschen-Argumentationen umpustet und dermaßen gemein zu ihren Thesen ist, dass niemand mehr damit in Verbindung gebracht werden will. Effektiver wären natürlich weltliche (meint vor allem juristische oder finanzielle) Probleme, die ihnen mal wirklich zu denken geben.
Alles, was rechts ist

Die Rechten werden immer mehr, auch wenn manche beharrlich behaupten, sie seien gar nicht rechts, oder angestrengt versuchen, sich als etwas anderes auszugeben. Um einen Überblick zu behalten, wer und was sich mittlerweile alles in der rechten Ecke tummelt, analysiert der Satiriker Maik Martschinkowsky in unserer Serie »Alles, was rechts ist« die wichtigsten Strömungen. Weitere Texte lesen.

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