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  • Basketball: Olympia-Qualifikation

Deutsche Basketballerinnen erreichen nach »Prügel«-Spiel Olympia

Erstmals wird in Paris ein DBB-Team bei den Spielen dabei sein. Dafür mussten viele Schmerzen ausgehalten werden

Satou Sabally (l.) und Svenja Brunckhorst (r.) kämpften sich gegen Brasiliens Starspielerin Kamilla Cardoso zu Olympia.
Satou Sabally (l.) und Svenja Brunckhorst (r.) kämpften sich gegen Brasiliens Starspielerin Kamilla Cardoso zu Olympia.

Nach der Schlusssirene brauchte Satou Sabally sogar Hilfe, um ihren Haargummi zu lösen. Ihr linker Arm hatte schon zuvor minutenlang nur noch schlapp heruntergehangen. Mit dem wirft sie normalerweise Basketbälle, doch die Schulter war verletzt, eigentlich schon seit Tagen. Für den Traum von Olympia biss sie dennoch die Zähne zusammen, spielte für das Team des Deutschen Basketball-Bundes (DBB) gegen Brasilien um das Ticket zu den Sommerspielen nach Paris. Sabally warf sogar Freiwürfe mit der schwächeren rechten Hand. Sie wollte sich ganz offensichtlich nie vorwerfen lassen, nicht alles für diesen Traum gegeben zu haben. Am Ende stand ein 73:71 auf der Anzeigetafel. Erstmals qualifizierten sich am Sonntagabend damit deutsche Basketballerinnen für Olympia, und das in herausragender Art und Weise.

»Wenn man ein Ziel vor Augen hat und alle daran glauben, dann ist es so, als würde die Energie einen einfach weitertragen. Das ist heute passiert«, beschrieb die beste deutsche Basketballerin ihre Kraftanstrengung in Belém. Trotz der verletzten Schulter hatte sie 20 Punkte erzielt, elf Rebounds geholt, vier Vorlagen gegeben und zweimal den frenetisch angefeuerten Gastgeberinnen den Ball geklaut. »Das ganze Team hat so viel Siegeswillen gezeigt. Satou hat den Schmerz ausgehalten. Das hat so viel ausgemacht. Wenn du solche Spielerinnen hast, kannst du viel erreichen«, lobte Bundestrainerin Lisa Thomaidis ihren Star, bevor beide sogar Autogramme tauschten.

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Sabally war nicht die Einzige, die Schmerzen ignorierte in dieser »Schlacht«, die vor allem wegen einer überharten Defensive der Brasilianerinnen rein gar nichts mehr mit dem früheren körperlosen Spiel zu tun hatte. Ihre Schwester Nyara kam trotz einer Beinverletzung auf zehn Punkte. Center-Spielerin Marie Gülich saß nur 41 Sekunden auf der Bank, obwohl eine Gegnerin ihr den Arm überstreckte und sie drei Ellbogenchecks am Kopf einstecken musste.

Leonie Fiebich wurde im Kampf um den Ball ausgehoben und knallte danach so hart mit dem Rücken aufs Parkett, dass sie unter Tränen vom Feld getragen werden musste. Zehn Minuten später kehrte sie zurück und sammelte mit 22 Punkten noch mehr als alle anderen Spielerinnen in diesem Match. »Es war eine Prügelei, es war nicht schön anzuschauen«, sagte Fiebich später. »Aber dieses Team hat es verdient. Wir waren nur am Kämpfen die letzten Jahre, und wir wurden endlich mal belohnt. Es ist unglaublich schön, das mitzuerleben.«

Tatsächlich liegt eine lange Leidenszeit hinter den DBB-Frauen. Wegen vieler Trainerwechsel, kaum Unterstützung vom Verband und mit einer schwachen Bundesliga im Rücken wurden selbst Europameisterschaften verpasst. Doch mit der eher zufälligen Verpflichtung der Kanadierin Thomaidis im Frühjahr 2023 kam die Wende. Der überraschende sechste EM-Platz in Slowenien im Sommer brachte die Deutschen zum Qualifikationsturnier nach Brasilien. Dort bezwangen sie, nun verstärkt durch die in der WNBA spielenden Sabally-Schwestern, mit Serbien und Brasilien die Zehnten und Achten der Weltrangliste. Das DBB-Team liegt in dem Ranking nur auf Platz 25, ist aber jetzt das einzige Team außerhalb der Topzwölf, das sich für Paris qualifizieren konnte.

Dabei hatte dieser Kader vorher kaum zusammengespielt. Mit den Sabally-Schwestern gab es mehr Zoom-Calls als gemeinsame Trainingstage. Dementsprechend überwältigt gab sich Kapitänin Svenja Brunckhorst auf der Pressekonferenz am Sonntagabend: »Ich bin sprachlos. Wir haben so viele Hürden gemeistert und uns nie entmutigen lassen.« Man habe gewusst, dass es hart werden würde, fügte die 32-Jährige hinzu, die sich auch im 3x3-Basketball noch für Paris qualifizieren will. »Wie oft lagen wir hier mit Schmerzen auf dem Boden. Aber nicht eine hat irgendwann aufgegeben. Wir haben uns gegenseitig immer wieder versichert, dass wir das schaffen. Der Teamgeist ist während dieses Turniers durch die Decke gegangen.«

Schon seit den Erfolgen der Männer-Nationalmannschaft mit EM-Bronze 2022 und dem WM-Titel ein Jahr später registrierte der DBB immer mehr junge Mädchen in seinen Vereinen, um die er sich nun mehr kümmern will. Dieser Nachwuchs bekommt jetzt auf der olympischen Bühne sowie bei den Heimturnieren der EM 2025 in Hamburg und der WM 2026 in Berlin auch noch direkte Vorbilder. Es könnte ein goldenes Jahrzehnt für den gesamten deutschen Basketball werden.

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