Film über Hans und Hilde Coppi in Brandenburg gedreht

Mit 100 Produktionen förderte das Medienboard Berlin-Brandenburg im Jahr 2023 so viele wie nie zuvor

  • Matthias Krauß
  • Lesedauer: 4 Min.

Der bekannte ostdeutsche Filmregisseur Andreas Dresen wird mit seinem neueste Film »In Liebe, eure Hilde« in wenigen Tagen auf der Berlinale eine Weltpremiere haben. Am Montag äußerte er auf Nachfrage sein Unverständnis über das Ausladen von AfD-Politikern vom Berlinale-Festprogramm.

Er habe sich dazu eigentlich nicht äußern wollen, sagte Dresen im Potsdamer Filmmuseum, wo derzeit auch eine Ausstellung über sein Schaffen zu besichtigen ist. Er hätte sich darüber gefreut, wenn im Zusammenhang mit der Berlinale mehr über Filmkunst geredet würde. Dass die Festivalleitung ihre Einladung an eine Handvoll AfD-Politiker auf Druck von Petitionen zurückgezogen hatte, »halte ich persönlich nicht für richtig«.

Dresen verwies auf seine 13 Jahre als Laienrichter am brandenburgischen Verfassungsgericht. Es gebe nun einmal vernünftigerweise im deutschen Recht den Gleichheitsgrundsatz. Demzufolge dürfe es eine solche offizielle Einladung nicht nur für die regierenden Parteien geben, »sondern muss auch für die gewählten Vertreter der Opposition gelten«. So ist es bislang auch immer gewesen. Erneut werde der AfD eine Plattform geboten und eine Gelegenheit, sich in einer Opferrolle zu präsentieren, fügte Dresen hinzu. Sein neuester Film handle von Widerstandskämpfern und zeige sie nicht in einer Heldenpose, sondern als Menschen. Und ja, »ich wünsche mir, dass AfD-Abgeordnete in diesen Film gehen und ihn sich aufmerksam betrachten.«

Die antifaschistischen Widerstandskämpfer seien in der DDR glorifizierend dargestellt worden, als Figuren seien sie unerreichbar für den Zuschauer gewesen, erklärte Dresen. Sein neuer Spielfilm »In Liebe, eure Hilde« handelt von den Widerstandskämpfern Hans und Hilde Coppi, die von den Nazis ermordet worden sind und deren Widerstandsgruppe von den Faschisten »Rote Kapelle« getauft wurde. Auch die Nazigegner Harro Schulze-Boysen und Pfarrer Harald Poelchau spielen in dem Streifen eine Rolle.

Das Drehbuch zum Hilde-Film verfasste die in der Uckermark lebende Laila Stieler. »Widerständler haben sich nicht nur in Berlin getummelt«, erklärte sie am Montag. Ihr Film, der bei der Berlinale im Wettbewerb um den Goldenen Bären zu sehen sein wird, wurde in Potsdam, Groß Köris, Ketzin, Schmergow und Kranepuhl gedreht. Die Produktion wurde mit 700 000 Euro vom Medienboard Berlin-Brandenburg gefördert.

Mit 100 geförderten Produktionen waren es 2023 in der Hauptstadtregion mehr als jemals zuvor, teilte Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) mit. Das vergangene sei »durchaus kein schlechtes Jahr« gewesen, wenn auch der Schauspieler- und Autorenstreik in den USA »vieles verhindert« habe. »Die Filmwirtschaft lebt«, freute sich Steinbach. Die Übernahme der Studio Babelsberg GmbH durch ein US-amerikanisches Konsortium habe den Zuständigen zunächst durchaus eine »sorgenvolle Zeit« beschert, in der es »keine Verbindung zu den amerikanischen Akteuren« gegeben habe. Dies sei glücklicherweise vorbei. Man habe den wichtigen »kurzen Draht« aufgebaut, der seither »nie wieder abgerissen« sei.

Eine wesentliche Voraussetzung für den künftigen Erfolg sieht der Minister darin, dass die Bundesgesetzgebung Förderbedingungen schafft, unter denen Babelsberg mit anderen großen Filmproduktionsstätten mithalten könne. Damit spielte Steinbach auf ein »Steuerbegünstigungsmodell« für Filmproduzenten an, das in Prag, Budapest und Frankreich längst eingeführt sei. Was die Bundesregierung an dieser Stelle plane, sei noch verbesserungsfähig. Missbrauch auszuschließen sei richtig. Doch könne man an dieser Stelle auch übervorsichtig sein, sagte Steinbach.

»Viele Produktionen wandern ab«, mahnte Medienboard-Geschäftsführerin Kirsten Niehuus. Sie regte an, dieser Tendenz mit Steueranreizen entgegenzuwirken. Sie hoffe, dass Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) die Berlinale-Tage nutze, um klarzustellen, wie es weitergehen soll. Niehuus nannte die Hauptstadtregion »Deutschlands Film- und Serienstandort Nummer eins«, der auf eine nunmehr 112-jährige Tradition zurückblicke. Nirgends sonst könne man an einem Tag eine Badeszene am idyllischen See und eine nächtliche Partyszene in einem Berliner Klub drehen.

Ein am Montag vorgeführtes Werbefilmchen für die brandenburgische Filmindustrie stellt einzig die Vorzüge einer dörflichen Gemütlichkeit heraus. Minister Steinbach zeigte sich unzufrieden, nannte das »nicht ganz optimal«. Das Bild von der liebevoll-verschlafenen Region, gezeichnet auch in etlichen Horst-Krause-Filmen, »ist definitiv nicht das Bild, das wir vermitteln wollen«, sagte der Wirtschaftsminister. Wer bei Landschaft und Vieh verharre, dem gelinge nicht »die Durchdringung dessen, was Brandenburg zu bieten hat«. Leider stoße er auch in Berlin auf verfestigte Vorurteile nach dem Motto: »Macht ihr mal Tourismus, die Wirtschaft findet woanders statt.«

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