… und das Heizungsventil ist so dumm als wie zuvor

Das Recht auf Reparatur ist eine gute Idee. Aber im digitalen Bereich hat es Tücken

  • Wolfgang Hübner und Steffen Schmidt
  • Lesedauer: 3 Min.

Die EU will ein Recht auf Reparatur von Geräten einführen. Wann hast du zum letzten Mal etwas reparieren lassen?

Das war ein Flachbild-Fernseher, ziemlich lange her. Da war noch Garantie drauf, ich glaube, es musste eine Software neu aufgespielt werden. Das ist nicht ganz trivial. Blöderweise lässt sich seitdem die Sendertabelle nicht mehr bearbeiten.

Bei vielen Geräten kann man als Normalverbraucher kaum was machen. Das geht damit los, dass man sie nicht aufkriegt, ohne etwas zu zerstören.

Wobei es viele Videos auf Youtube gibt, von denen man sich was abgucken kann.

Beim Reparieren waren wir in der DDR weiter. Wenn auch oft aus der Not geboren – vieles konnte und sollte man reparieren. Eigentlich sehr vernünftig.

Das kannst du laut sagen. Und manche Dinge waren sehr haltbar. Das berühmte Rührgerät aus der Zeit tut in vielen Haushalten bei der nächsten Generation immer noch seinen Dienst. Zum Reparieren gehört aber auch: Es muss sich lohnen. Wenn die Dienstleistung inklusive Stundenlohn und Ersatzteilen so viel kostet wie ein neues Gerät, rechnet sich das nicht. Deswegen müssten die Preise für Ersatzteile gedeckelt werden.

Es geht ja nicht nur um große Haushaltsgeräte. Wer lässt denn heute noch Schuhe reparieren?

Na ja, wenn du einen Schuh hast, der gut eingelaufen ist, und wenn du Probleme hast, passende Schuhe zu kriegen, dann wirst du so wie ich diesen Aufwand treiben. Ich habe ein Paar Halbschuhe, in denen steckt bestimmt schon das Dreifache des Preises an Reparaturen drin.

Besser, nachhaltiger, damit teurer zu produzieren, würde langfristig sparen; aber es würde den Regeln der schnellen Profitmacherei widersprechen.

Es wäre vernünftig, aber die Frage ist: Wer kauft das? In manchen Bereichen sind Hersteller, die auf hochwertige, langlebige Produkte gesetzt haben, schlicht vom Markt verschwunden, weil die Kunden das nicht goutiert haben.

Ein Grund, ein funktionierendes Gerät zu ersetzen, könnte der geringere Energieverbrauch sein, die Effizienzklasse.

Ja, aber es ist allein kein vernünftiger Grund. Denn die größte Ressourcenbelastung steckt oft nicht in der Benutzung, sondern in der Herstellung des Geräts.

Wie sieht es im wachsenden digitalen Bereich, wo es auch um Software geht, mit Gewährleistung aus?

Sehr viel schwieriger. Eigentlich müsste eine Pflicht zu Updates das Recht auf Reparatur flankieren. Inzwischen sind es ja so viele Geräte, wo man das dringend bräuchte – vom Navi im Auto bis zum Smart Home, also der digitalen Steuerung der gesamten Haustechnik. Und was noch viel ärger ist: Die funktionieren oft nur zusammen mit bestimmten Cloud-Diensten. Wenn dann irgendwann der Hersteller insolvent ist, ist die Cloud weg, und das Heizungsventil ist genauso dumm als wie zuvor.

Es muss gar nicht das Smart Home sein – ein Problem ist es ja auch, wenn Computer das Update des Betriebssystems nicht mehr mitmachen.

Da gibt es zwar die Windows-Alternative Linux, aber die ist für Privatanwender ziemlich anspruchsvoll. Durch Veränderungen werden immer Qualifikationen entwertet, neue müssen erworben werden. Das ist das berühmte lebenslange Lernen. Vielleicht hilft es ja gegen Alzheimer.

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