Klimaallianz »Wir fahren zusammen« will Berlin lahmlegen

Das Gewerkschafts- und Klimabündnis »Wir fahren zusammen« ergreift Maßnahmen für eine rasche Verkehrswende

Fridays for Future und Verdi: Mittlerweile kennt man sich an den Streikposten, nicht nur hier am Busdepot Müllerstraße in Berlin Wedding.
Fridays for Future und Verdi: Mittlerweile kennt man sich an den Streikposten, nicht nur hier am Busdepot Müllerstraße in Berlin Wedding.

Die Berliner*innen können es bezeugen: der ÖPNV, der eigentlich Motor der Stadt sein, seine Bewohner*innen von A nach B bringen sollte, stottert schon seit geraumer Zeit. Ausgedünntes Angebot bei den Bussen, verlängerte Takte bei den Straßenbahnen und der U-Bahn sind Dauerzustände im Nahverkehrsalltag der Hauptstadt.

»Der ÖPNV ist kein Garant für die Verkehrswende«, sagt Verdi-Funktionär Andreas Schackert. »Er steht kurz vor dem Kollaps.« Verdi führt das vor allem auf einen Personalmangel als Folge von unattraktiven Arbeitsbedingungen zurück. Diese sollen mit einem neuen Tarifabschluss bei der BVG verbessert werden. Mit dem Verlauf der bisherigen Verhandlungen zeigt sich Verdi unzufrieden und bestreikt die BVG daher von Donnerstag, dem 29. Februar, ab Dienstbeginn um Mitternacht, bis Freitag, 1. März, um 14 Uhr.

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Doch es geht Verdi nicht nur um die reinen Arbeitsbedingungen, deshalb münden die aktuellen Arbeitskampfmaßnahmen am 1. März in den Klimastreik, zu dem Schackert zugleich aufruft. Denn Verdi hat mit den Klimaschutzaktivist*innen von Fridays for Future das Bündnis »Wir fahren zusammen« geschlossen. Es verkündete seine anstehenden Pläne auf einer Pressekonferenz am Donnerstagnachmittag, und auch die Motive dahinter.

In der Verkehrswende sieht »Wir fahren zusammen« einen entscheidenden Hebel, um die Ziele gute Arbeitsbedingungen, Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit zusammenzuführen. »Viele sind bereit, das Auto stehen zu lassen, wenn das Angebot stimmt«, erklärt Darya Sotoodeh von Fridays for Future, die die Politik in der Verantwortung sieht. Sowohl das zugesagte 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens als auch eine Verdopplung des ÖPNV-Angebots bis 2030 sieht das Bündnis gefährdet. Statt die allgemeine Daseinsfürsorge und eben den Nahverkehr kaputtzusparen, bräuchte es Investitionen über 100 Milliarden Euro.

»Wir Beschäftigte können nicht aufholen, was die Politik versäumt hat«, erzählt Busfahrerin und Gewerkschafterin Petra Roth. Sie sagt, ihr Arbeitsalltag sei durch eine Verspätung geprägt, die sie von Dienstbeginn bis -ende aufzuholen versuche: durch Verknappung von Essen, Trinken und Toilettenpausen.

Unter den Kolleg*innen sei die Stimmung dem Klimabündnis gegenüber gemischt, sagt Roth. Sie rede auch als Personalrätin mit allen Kolleg*innen darüber. Zu Beginn sei die Skepsis groß gewesen, doch man habe über die Jahre viel davon abgebaut, sagt Sotoodeh von Fridays for Future. Das sei auch dezidiertes Ziel des Bündnisses gewesen: zwischen Hörsaal, Betriebshof und Bushaltestelle Kämpfe verbinden und Menschen abholen.

Die Tarifauseinandersetzung wird in allen Bundesländern außer Bayern ausgetragen. In Berlin umfasst die Forderungsliste an den kommunalen Arbeitgeber zwölf Punkte, die vor allem eine Entlastung der Beschäftigten bringen sollen.

Die landeseigene BVG erklärte die Streikankündigung für »völlig unverständlich«. Die Bundesebene von Verdi würde alle kommunalen Auseinandersetzungen »über einen Kamm scheren« und damit in Berlin eine gute, schnelle Einigung zugunsten der »bundesweiten Dramaturgie« gefährden.

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