Die USA kreisen China ein

US-Streitkräfte rücken immer näher an die Volksrepublik ran. Jörg Kronauer hat die Details zusammengetragen

  • Jörg Kronauer
  • Lesedauer: 3 Min.

Trifft sie nun zu, die Meldung, dass die Vereinigten Staaten in den kommenden Monaten fünf ihrer insgesamt elf Flugzeugträger in den Westpazifik entsenden, um sich dort demonstrativ gegen China zu positionieren? Oder hat doch eher die chinesische »Global Times« recht, die den Bericht für politisch motiviert, für überzogen hält und davon ausgeht, dass nur drei US-Flugzeugträger dort auftauchen werden? Klar ist aber eines: Der Machtkampf zwischen den USA und der Volksrepublik spitzt sich zu – und zwar längst auch militärisch. Dies zeigen vor allem die regen Aktivitäten der US-Streitkräfte in den westlichen Gefilden des Pazifiks, auf der sogenannten ersten Inselkette vor der chinesischen Küste, die von Japans südlichen Inseln über Taiwan bis zu den Philippinen reicht.

Da wären zunächst die zahlreichen kleinen Ryukyu-Inseln, die sich von Japans südlichster Hauptinsel Kyushu in einem langen Bogen in Richtung Südwesten erstrecken. Auf Okinawa, der zentral gelegenen größten von ihnen, ist mehr als die Hälfte der nach Japan entsandten US-Truppen stationiert. Dort und auf angrenzenden Inseln hat am Sonntag ein großes US-amerikanisch-japanisches Manöver begonnen. Am 11. März soll zudem erstmals ein US-Zerstörer vor Ishigaki ankern, einer der südlichsten Ryukyu-Inseln. Ishigaki liegt nahe an der unbewohnten Inselgruppe, um die sich Japan und China streiten. Zudem sind es von Ishigaki nur noch 300 Kilometer bis Taiwan.

Jörg Kronauer

Jörg Kronauer ist Redaktionsmitglied bei www.german.foreign-policy.com.

Auf Taiwan sind seit einigen Jahren US-Spezialkräfte stationiert, um dort einheimische Sondereinheiten zu trainieren. Im vergangenen Jahr wurde bekannt, dass ihre Zahl auf bis zu 200 aufgestockt werden soll. Sie bilden die taiwanischen Einheiten in Praktiken aus, die sie bis Anfang 2022 ukrainischen Militärs vermittelt hatten: in Strategien und Taktiken zur Abwehr eines überlegenen Angreifers. Dazu passend liefert Washington tragbare Panzer- und Flugabwehrwaffen an Taiwan: die Javelin und Stinger, die bereits vor dem russischen Angriff auch die Ukraine erhalten hatte. Dabei finden die Trainingsprogramme, wie vor kurzem das US-Magazin Newsweek berichtete, nicht zuletzt auf den Penghu-Inseln und auf Kinmen statt. Die Penghu-Inseln liegen mitten in der Taiwanstraße, Kinmen nur wenige Kilometer vor Xiamen, einer Metropole auf dem südostchinesischen Festland.

Nur 150 Kilometer südlich von Taiwan haben die Philippinen vor einigen Jahren einen Marinestützpunkt errichtet – auf Mavulis Island, der nördlichsten Insel der Batanes, einer Inselgruppe, die der philippinischen Hauptinsel Luzon im Norden vorgelagert ist. Nicht weit von Mavulis Island haben die USA und die Philippinen Ende vergangenen Jahres erste Patrouillen zu Wasser und in der Luft gestartet. Schon im Frühjahr 2023 waren die Batanes zudem Schauplatz von Militärübungen im Rahmen eines US-amerikanisch-philippinischen Großmanövers. Washington hat sich darüber hinaus den Ausbau dreier Militärbasen im Norden von Luzon zusichern lassen, nicht ganz so nah an Taiwan wie Mavulis Island, aber immerhin.

Und die US-Flugzeugträger? Nun, ob es fünf oder doch nur drei sein werden, mit denen die U.S. Navy im Westpazifik operiert: Sie verstärken die neuen US-Stellungen auf der ersten Inselkette vor China. Die USA kreisen ihren großen Rivalen vom Meer her militärisch ein.

- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.